Im Interview

Zweiter Speyerer Domorganist: „Ich war mir meiner Sache immer sicher“

Im Gespräch mit dieser Zeitung blickt der Zweite Domorganist Christoph Keggenhoff auf knapp 33 Jahre Dienst in Speyer zurück.

Von 
Uwe Rauschelbach
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Hier sitzt Christoph Keggenhoff am Spieltisch der Freywis-Orgel von 1747 in der Kirche in Rottenbuch. © Johannes Schröder

Speyer. Was macht ein Organist im Ruhestand? Zunächst ist er froh, von allen Verpflichtungen entbunden zu sein – erst recht im Winter, wo es in den Kirchen oft kalt ist und der Musiker zusehen muss, dass die Finger beweglich bleiben und die Füße nicht zu Eis erstarren. Ansonsten hat sich Christoph Keggenhoff natürlich nicht komplett vom Orgelspiel verabschiedet. Er hat noch Pläne, nicht nur, was sein Abschiedskonzert betrifft.

Denn das musste er im vergangenen Herbst krankheitsbedingt leider absagen. Keggenhoff will es in diesem Jahr unbedingt noch nachholen. Doch zuvor wird ein Doppelalbum mit Orgelmusik erscheinen, das er an den Orgeln im Speyerer Dom aufgenommen hat. Stücke von Muffat, Hassler, Bach, Reger oder Messiaen sind darauf versammelt – fünf Jahrhunderte Orgelmusik also, die den virtuosen Interpreten konzertanter, aber auch liturgischer Werke fordern.

Als Sachverständiger für Orgeln unterwegs

32 Jahre hat Christoph Keggenhoff nun am Speyerer Dom gewirkt, davon seit dem Jahr 2010 als Zweiter Domorganist. Ab 1991 war er zunächst als Domkantor tätig. Seitdem ist er auch Orgelsachverständiger, seit 2013 überdies Leiter des Referats Orgelbau der Diözese Speyer. Seit 2009 ist Keggenhoff zudem Vorsitzender der „Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands“ (VOD). Er leitet in Speyer die Schola Cantorum Saliensis. Außerdem hat er bis 2013 am Bischöflichen Kirchenmusikalischen Institut in der Domstadt unterrichtet.

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Neuerdings hat Christoph Keggenhoff einen Lehrauftrag für Orgelbaukunde an der Musikhochschule Saarbrücken angenommen. Das Interesse am Orgelbau und an der Orgeltechnik hat ihn schon früh begleitet. Es könne nicht schaden, so seine Überzeugung, wenn der Organist sich selbst zu helfen wisse, sobald eine Pfeife leicht verstimmt sei. Besser sei es freilich, wenn in den Kirchengemeinden Menschen mit einer Liebe zur Orgelmusik auch Verantwortung für die Wartung des Instruments übernähmen.

Es fehlt oft an Kirchenmusikern

Allerdings würden die finanziellen Spielräume enger – nicht jedes heute noch spielbare Instrument werde sich über die kommenden Jahre retten lassen, vermutet Christoph Keggenhoff, der es selbst als Orgelsachverständiger nicht geschafft hat, alle 450 Orgel im Bistum kennenzulernen. „Die meisten Gemeinden wollen ihre Orgel behalten und pflegen“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung: „Manche haben aber Probleme, noch jemanden zu finden, der sie spielt.“

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In Keggenhoffs aktive Zeit fällt der Neubau der Hauptorgel im Speyerer Dom. Das Domkapitel hat ihn 2005 in die „Arbeitsgruppe Domorgel“ berufen. Eine Orgel nach der anderen hat sich der Sachverständige angeschaut, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die neue Orgel im Dom klingen sollte. „Ein solches Instrument darf nicht in den Raum hin brüllen“, so Keggenhoff, „es muss mit Gefühl hinein singen“.

Konzertreise durch die Ukraine

Die Entscheidung fiel auf ein Instrument der Orgelbaufirma Seifert. Das Klangkonzept hat Keggenhoff mit ausgearbeitet. Es vereinigt Klangfarben nach regionalen – französischen und süddeutschen – Traditionen. Dankbar blickt der Kirchenmusiker auf diese Zeit zurück: „Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass irgendetwas falsch lief. Ich war mir meiner Sache zu jeder Zeit sicher.“

Auch als Konzertorganist blickt Keggenhoff auf erfolgreiche Jahre zurück. Die ersten längeren Konzertreisen hat er Anfang der 1990er Jahre durch die Ukraine unternommen. Dort wurde er von einer großen Begeisterung für die Orgelmusik empfangen. Jahre später trat er seine erste Konzertreise nach Amerika an. Ein Orgelprofessor hatte ihn eingeladen. Weitere Konzertreisen folgten. Einen seiner bewegendsten Auftritte hat Keggenhoff in Toledo/Ohio gegeben. Von diesen Erfahrungen hat er ein Berufsleben lang gezehrt.

Zwei Leidenschaften vereint

In einer katholischen Familie in Mainz aufgewachsen, kam Keggenhoff schon früh in Kontakt mit der Orgelmusik. Zwar bekam er erst mit 16 Jahren den ersten Orgelunterricht; doch sehr bald war ihm klar geworden, dass er beruflich mit der Orgel zu tun haben wollte – ob als Orgelbauer oder als Orgelspieler.

Glücklicherweise haben sich beide Leidenschaften beruflich miteinander vereinbaren lassen. Aus diesem Grund kann es Keggenhoff auch verschmerzen, im Speyerer Dom stets nur die „zweite Geige“ gespielt zu haben und Markus Eichenlaub im Amt des Ersten Domorganisten den Vortritt lassen zu müssen. Nach fast 33 Jahren kirchenmusikalischer Arbeit im Kaiser- und Mariendom hat der frischgebackene Rentner nicht den Eindruck, irgendetwas verpasst zu haben. Ganz im Gegenteil.

Freier Autor

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