Energie

Biblis könnte Zentrum für Fusionsforschung werden

Das Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks Biblis könnte zum Zentrum für Deutschlands Fusionsforschung werden. Eine Studie zeigt das Potenzial.

Von 
Bernhard Zinke
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Das Gelände des Kernkraftwerks Biblis eignet sich laut einer Machbarkeitsstudie als Forschungsstandort für die Kernfusion. © Berno Nix

Biblis. Das Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks Biblis bietet großes Potenzial als Standort für ein Kernfusionskraftwerk. Das ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, die das Darmstädter Unternehmen Focused Energy und die Unternehmensberatung Arthur D. Little erstellt haben. Ziel der Studie war die Prüfung, ob sich das Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks für die Entwicklung des ersten Fusionskraftwerks eignet.

Das Unternehmen Focused Energy (FE) will unter anderem in Biblis Grundlagenforschung und zunächst bildgebende Lasertechnologien entwickeln, mit denen beispielsweise zerstörungsfrei Schäden in Brücken oder der Inhalt von Containern oder Stahlfässern sichtbar gemacht werden kann. Darüber hinaus will FE den Standort Biblis mit mehreren Partnern zum ersten europäischen Forschungs- und Innovationscampus für die Laserfusionsenergie entwickeln.

Standort Bibis „hervorragend geeignet“ als Zentrum der Fusionsindustrie

Die Machbarkeitsstudie zeige, dass Biblis das Zeug dazu habe, Zentrum für Deutschlands Fusionsindustrie zu werden. Sie belege eindeutig, dass der Standort Biblis dafür „hervorragend geeignet“ sei. Zentrale Einrichtungen wie Laserlaboratorien, die hochpräzise Fertigung von Kügelchen für den Fusionsbrennstoff, Testeinrichtungen und ein vollständiges Demonstrationskraftwerk ließen sich am Standort realisieren und in die vorhandene Gebäudestruktur integrieren, heißt es in dem Gutachten. Durch die Nutzung der bestehenden Infrastruktur könnten erhebliche Investitionskosten eingespart und Umsetzungszeiträume deutlich verkürzt werden, so die Autoren der Machbarkeitsstudie. Denn beim Rückbau können die Gebäude, in denen die Kraftwerkseinrichtungen untergebracht waren, stehen bleiben. Das war unter anderem von Kraftwerksbetreiber RWE schon früh als Option genannt worden.

Im Lawrence Livermore National Laboratory ist es 2022 das erste und bisher einzige Mal gelungen, für eine Pikosekunde durch Laserfusion mehr Energie zu erzeugen als zu investieren. © picture alliance/dpa/Lawrence Livermore National Laboratory/AP

„Dies ist eine große Chance für Deutschland, da die Fusionsenergie mit hoher Dynamik an strategischer Relevanz gewinnt“, betont Thomas Forner, Vorstandsvorsitzender und Mitgründer von FE, einem Start-up als Ausgründung aus der TU Darmstadt mit rund 100 Mitarbeitern. Die Europäische Union, die Bundesregierung und das Land Hessen hätten dieses Potenzial in ihren strategischen Leitlinien und Förderprogrammen sowie Koalitionsverträgen ausdrücklich hervorgehoben. Die Bundesregierung hat erst vor wenigen Wochen einen Aktionsplan für das erste Fusionskraftwerk vorgelegt. Und auch das Land Hessen will bei der Laserfusion ein Wörtchen mitreden. Ministerpräsident Boris Rhein hatte im vergangenen März gemeinsam mit Focused Energy, RWE, Schott, Trumpf sowie weiteren Partnern eine Absichtserklärung zur langfristigen Entwicklung des Standorts Biblis unterzeichnet.

Focused Energy gewinnt Innovationspreis des Wirtschaftsministeriums

Die Fantasien fliegen gerade hoch bei diesem Thema. Deutschland habe die große Chance, im Wettbewerb mit den USA und China eine führende Rolle zu übernehmen – mit Biblis als zentralem Ort für Laserfusionsforschung, Innovation und Industrie-Ökosystem. Langfristig soll dort das erste Laserfusionskraftwerk entstehen.

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Gerade erst hat das Land Hessen Focused Energy mit dem Innovations- und Wachstumspreis ausgezeichnet. In der Sparte Innovation gewann das Start-up aus Darmstadt. Das Unternehmen sei „weltweit führend im Bereich der Laserfusion“, hieß es zur Begründung. Die von FE erforschte bildgebende Lasertechnologie (Laser Driven Radiation Sources) sei eine Technologie „mit einem Marktpotenzial in Milliardenhöhe“, so das hessische Wirtschaftsministerium.

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