Bad Dürkheim. Das „heiligste“ unter den Weinfesten in der Pfalz ist der Dürkheimer Wurstmarkt, dem der Ruf vorauseilt, die größte Veranstaltung ihrer Art auf dem ganzen Globus zu sein. Ob das jemals jemand einem Faktencheck unterzogen hat, ist nicht überliefert. Fakt ist aber, dass er dieses Jahr wieder in seiner bekannten Form stattfinden soll. Das hat der zuständige Ausschuss der rund 18 000 Einwohner zählenden Kleinstadt unter Vorsitz des Bürgermeisters Christoph Glogger (SPD) in dieser Woche entschieden (wir berichteten). Zwischen 600 000 und 650 000 Menschen kamen in den Vor-Pandemie-Jahren an den insgesamt zehn Festtagen ab dem zweiten Freitag im September.
Aber: Selbst der im Volksmund nur WuMa abgekürzte Reigen unterliegt überraschenderweise den Einschränkungen, die das globale Geschehen mit sich bringt. Sollte es also eine Verordnung seitens des Landes Rheinland-Pfalz geben, dass aufgrund zu hoher Infektionszahlen mit dem mürbe machenden Virus Einlasskontrollen mit Impf- oder Testnachweisen notwendig würden oder nur eine bestimmte Anzahl von Menschen auf die vor dem Riesenfass gelegenen Brühlwiesen dürften, dann würde die Stadt in letzter Sekunde die Reißleine ziehen. So jedenfalls sagte es Marcus Brill, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Tourismus, am Freitag im Gespräch mit dieser Redaktion. Momentan geht davon niemand aus. Eine Absage wäre indessen vor allem für die Beschicker eine Katastrophe. Für einige ist der Wurstmarkt die größte Einnahmequelle des Jahres.
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Diese Dinge werden anders
Nahezu 300 Händler, Schausteller, Gastronomiebetriebe und Weingüter verteilen sich auf dem Platz und nicht ganz einfach war die Planung heuer, weil auch diese Betriebe einen Aderlass an Personal verkraften müssen. Mitunter sind es Unternehmen, die seit Jahrzehnten hier vertreten sind. Fahrgeschäfte wie der beliebte „Topspin“ sind verkauft worden, erzählt Brill, der in seiner Position als Marktmeister einige Veränderungen moderieren muss. Oft sind es Altersgründe, die dazu führen, dass altbekannte Gesichter den Neustart „nach“ der Pandemie nicht mehr mitmachen. Urgesteine wie Crêpes-Anbieter Michael Babitsch haben abgesagt. Das tue weh, so Brill, weil damit auch persönliche Geschichten zu Ende gehen. Andere Betriebe klagen über Mangel an Helfern und Mitarbeitern. Teilweise kämen sie aus diesem Grund mit kleineren Ständen als vor der Pandemie zum Wurstmarkt. Andere haben deshalb ganz abgesagt.
Deutsches Weinlesefest findet statt
- Neustadt feiert nach zwei Jahren Pause wieder das Deutsche Weinlesefest vom 23. September bis 10. Oktober.
- Die Veranstaltung ist mit dem größten Winzerfestumzug in Deutschland (9. Oktober, ab 13.30 Uhr) der Höhepunkt der Weinfestsaison in der Pfalz.
- Bei den „Haiselschern“, dem gastfreundlichen Pfälzer Winzerdorf, bestehend aus rustikalen Fachwerkhäusern, herrscht ausgelassene Stimmung bei einem breiten Weinangebot, Pfälzer Spezialitäten und Live-Musik.
- Die Wahl der Deutschen Weinkönigin findet am Abend des 30. September im Saalbau statt. Die Pfälzische Weinkönigin wird am 7. Oktober gekürt.
Vor allem räumlich wird sich einiges anders darstellen. Das Weindorf, das vor 30 Jahren auf dem Festplatz entstanden ist, wird größer. Hier wurde gemäß einer Nachrückerliste der Weinbau der Lebenshilfe als 13. Betrieb eingeplant. Dafür weicht ein paar Meter entfernt das große Weinzelt von Jockers. An seine Stelle rückt auch ein kleiner Weingarten, der nach Brills Aussage von Hamel-Zelt-Betreiberin Astrid Böhm bespielt wird. Quasi unantastbar ist das Herz des Wurstmarkts – die sogenannten Schubkarchstände, in denen Tausende Menschen Platz zum Sitzen finden. 36 sind es an der Zahl, die von Dürkheimer Weinbaubetrieben beliefert und teils von ortsansässigen Vereinen (Zäppler) betrieben werden.
Mehr Sicherheitsmaßnahmen
Die größten Attraktionen sind der 80 Meter hohe „Skyfall“, ein Turm, der einem – angeschnallt im Sitzen – freien Fall simuliert. Als Wahrzeichen unverzichtbar steht auf der anderen Seite des Platzes, vor dem Gradierbau, das Jupiter-Riesenrad. Bayernwippe, Poly, Hotshot, Wellenflug – meist sind die bekannten Fahrgeschäfte wieder dabei, teilweise in den Händen neuer Betreiber.
Um dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis Rechnung zu tragen werden Zufahrtswege zum Gelände nochmal reduziert, die inzwischen das Erscheinungsbild prägenden Tonnen nochmal dichter positioniert. Taschenkontrollen wird es an den Zugängen ebenfalls wieder geben. Diebstähle von Handys zählten in den vergangenen Jahren in schlechter ausgeleuchteten Zonen um das Areal herum zu den Kriminalitätsschwerpunkten.
Keine Veränderungen gibt es bei den Zeiten. Die Fahrgeschäfte und die Musik müssen um Mitternacht aufhören, der Ausschank darf aber weitergehen. Anwohner hatten sich vor einigen Jahren über den Lärmpegel erregt und Einschränkungen im Betrieb erwirkt. Lautstärkekontrollen sind seither üblich.
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