Auszeichnung

Warum König Bansah aus Ludwigshafen jetzt auch Winzer ist

Regent, Automechaniker, Buchautor - der demnächst 74-Jährige Céphas Bansah hat ein bewegtes Leben. Am Freitag kam ein weiteres Kapitel hinzu. In Bad Dürkheim wurde er fürstlich empfangen.

Von 
Stephan Alfter
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Für die Unterschrift im Goldenen Buch der Stadt Bad Dürkheim hat sich Céphas Bansah in seine majestätische Robe gekleidet. © Klaus Venus

Bad Dürkheim/Ludwigshafen. Vom Blaumann in die majestätische Robe eines Königs - dafür braucht Céphas Bansah manchmal nur wenige Minuten. Am Freitag war wieder ein solcher Anlass. Am Morgen hantierte der fast 74-Jährige noch in seiner Mundenheimer Autowerkstatt, die er auch nach seiner Verrentung betreibt, am Nachmittag wechselte er die Farbe des Gewandes und wurde in Bad Dürkheim als Repräsentant seines ghanaischen Volkes empfangen, dem er seit dem Jahr 1992 als König dient. Sein 30-jähriges Thronjubiläum wurde heuer schon ausgiebig gefeiert - mit viel Musik und Tanz, wie es in seiner Heimat üblich ist.

Am Freitagabend bestand im Kursaal des Bad Dürkheimer Kurpark-Hotels nun weiterer Anlass für klingende Gläser. König Bansah rückte in die Riege der Träger des Ordens „Goldener Winzer der Stadt Bad Dürkheim“ auf.

Als der Karnevalsverein „Derkemer Grawler“ diese Nachricht im Oktober publik machte, kam das für einige überraschend. Immerhin tragen Bansahs Vorgänger Namen, die in Deutschland populärer sind als der des Ludwigshafener Automechanikers. Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher, Heinz Sielmann, Gert Fröbe, Maria Schell, Fritz Walter - allesamt bekannte Persönlichkeiten - holten sich den Orden in Bad Dürkheim ab.

In den vergangenen Jahren ist es für die „Derkemer Grawler“ aber schwieriger geworden, geeignete Ordensträger zu finden. So mancher lehnte es gar ab, mit einem Fasnachtsorden ausgezeichnet zu werden. Günther Jauch oder Thomas Gottschalk waren Kandidaten, aber terminlich passte es nie. Für König Bansah - und das sagte er am Freitag im Gespräch mit dieser Redaktion - ist es nun eine große Ehre, dass die Wahl auf ihn fiel.

Herrscher über 200 000 Menschen

Was für manchen nach Satire klingen mag, ist für den Mann, der sich selbst als Kurpfälzer fühlt und kürzlich bei einem Klapprad-Rennen in der Südpfalz quasi als Schirmherr fungierte, inzwischen Routine. Er regiert eine etwa 200 000 Menschen große Volksgruppe im Osten Ghanas per Mail und per Whatsapp. Sein Vater und sein Bruder kamen seinerzeit für die Thronfolge nicht in Frage, weil sie Linkshänder waren, und die linke Hand gilt im Volk der Ewe als unrein. Also übernahm der damals 44-Jährige diese Bürde.

Von Bürgermeister Christoph Glogger bekam der König ein Geschenk. © Klaus Venus

Und es soll niemand sagen, dass sich das nicht als gut erwiesen hätte. Diverse Schulen hat er durch seine Kontakte in der Metropolregion in der fernen Heimat realisieren können. Bis heute wirbt er Gelder ein, die zum Brunnenbau verwendet werden. Ein eigenes Gefängnis für Frauen konnte er umsetzen, wie er betont. Seine Schaffenskraft ist auch in der Metropolregion nicht verborgen geblieben. In Dürkheim wurde sie wahrgenommen. „Aufgrund seiner ungewöhnlichen Lebensgeschichte und der besonderen Verdienste an seinem Volk erfüllt er in hervorragender Weise die Bedingungen, die an die Verleihung geknüpft sind“, teilten die „Derkemer Grawler“ im Spätjahr 2021 mit. Die eigentliche Verleihung musste wegen der Pandemie-Situation aber verschoben werden. Bis jetzt.

Der Orden

  • Der Orden „Goldener Winzer" der Stadt Bad Dürkheim wird seit 1974 jährlich durch die Karnevalgesellschaft „Derkemer Grwaler“ an Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Wissenschaft und Kultur verliehen.
  • Erster Preisträger war der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident und spätere Bundeskanzler Helmut Kohl. Weitere Preisträger waren Gert Fröbe, Hans-Dietrich Genscher – zuletzt Liedermacher Heinz Rudolf Kunze.
  • Die Verleihung findet eigentlich im Januar statt, wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. 

 

Wie dankbar er sei, drückte Bansah in seiner Rede aus, die er nach der Laudatio an die rund 200 Gäste im Kursaal richtete. Bei bisherigen Ordensverleihungen hatten die „Grawler“ oft darauf hingewiesen, dass sich die Preisträger in besonderer Weise um den pfälzischen Wein verdient gemacht hätten. Zumindest diese Begründung fällt dieses Mal schwer: König Céphas Bansah - immerhin seit 1970 in der Pfalz - trinkt keinen Alkohol. „Menschen zerstören sich selbst mit Alkohol“, sagt er. Das widerspreche den besonderen christlichen Werten in seinem Land. Ein Grund, den Orden nicht anzunehmen, ist das für ihn nicht. Das wäre auch seltsam, angesichts der Tatsache, dass er 1999 in Trittenheim an der Mosel schon mal als Weinkönig firmierte.

Eintrag ins Goldene Buch

„Schwarzer König wirbt für weißen Wein“ titelte der „Trierische Volksfreund“ da. Gerne erinnert sich Céphas Bansah auch an Begegnungen in Ludwigshafen mit dem 2017 verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl. Dieser sei anlässlich eines Neujahrsempfangs stolz auf ihn gewesen. „Der Mann aus dem Busch bildet unsere Automechaniker aus“, habe er gelobt, dass König Bansah über die Jahre 14 Azubis in seiner Werkstatt das Handwerk gelehrt habe.

Seit Freitag steht Bansah nun auch im Goldenen Buch der Stadt Bad Dürkheim. Apropos Buch: Ein eigenes hat er mit seiner Frau Gabriele im Jahr 2019 veröffentlicht. Der Titel lautet: „König Bansah - Ein König zwischen zwei Welten - zwischen Krone und Schraubenschlüssel”. Nun ist er zusätzlich noch ein Weinbauer der Herzen.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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