Bad Dürkheim. Zwei große Bronzepferde des NS-Bildhauers Josef Thorak, die 2015 in Bad Dürkheim beschlagnahmt worden waren, sind künftig in einem Berliner Museum zu sehen - im Dienste der Aufklärung über NS-Staatskunst und deren Instrumentalisierung. Die Skulpturen „Schreitende Pferde“, einst auf der Gartenseite von Hitlers Neuer Reichskanzlei platziert, stehen in der Zitadelle Spandau als Teil von Präsentationen, die sich kritisch mit „toxischen“ Werken befassen.
Am Mittwoch (11. Januar) werden sie offiziell enthüllt - in Anwesenheit von Prof. Monika Grütters, die nach dem Fund als damalige Staatsministerin für Kultur und Medien das Ziel vorgab, die Objekte zu Informationszwecken ins Museum zu bringen. Die Leiterin der Historischen Museen Spandau, Dr. Urte Evert, sagt, man habe nun die Chance, so mit den Bronzen umzugehen, „dass sie eine Bereicherung für die Aufarbeitung und eben nicht für das Zelebrieren von Nazikunst sind“.
2015 in der Pfalz aufgetaucht
Die beiden Pferde, die mit einer Höhe von über drei Metern laut Museum eine „Überwältigungswirkung“ erzielen sollten, wurden aus Platzgründen allerdings getrennt. Eines ist in der Dauerausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ zu sehen. Hier werden laut Museum Objekte aus der Zeit ab 1849 gezeigt, mit denen die jeweilige Staatsmacht das Berliner Stadtbild prägen wollte und die für das folgende System eine problematische Würdigung darstellten. Das Pferd steht im Raum zur NS-Zeit.
An einer Medienstation mit Bildschirm können sich Besucher über Thorak und die Geschichte der Pferde informieren. Das zweite steht in einem Schaudepot, ergänzt durch andere „toxische Denkmäler“, die Evert zufolge „nicht mehr unkommentiert im öffentlichen Raum stehen sollen“. Texttafeln sollen hier informieren.
Die Pferde waren laut Museum 1942 mit anderen Objekten ins brandenburgische Wriezen gebracht worden und später mit Skulpturen von Breker und Fritz Klimsch in sowjetischen Besitz gelangt, bevor Anfang 1989 ein Sammler aus Bad Dürkheim darauf aufmerksam wurde. Für ihn kauften Händler die Bronzen einem sowjetischen Kommandeur ab. Als der Sammler 2013 die verschollen geglaubten Objekte verkaufen wollte, alarmierte eine Berliner Kunsthändlerin das LKA. Nach dem Zugriff prozessierten die Bundesrepublik und der Mann, 2021 verglichen sie sich: Der Bund bekam die Pferde, der Mann die anderen Objekte. jar
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-bad-duerkheimer-nazi-pferde-in-berliner-museum-zu-sehen-_arid,2037777.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-pfaelzer-nazi-pferde-zurueck-in-berlin-_arid,2006812.html