Impfnachweis - Rhein-Neckar-Zentrum verabschiedet sich überraschend von Regelung / Aufwand ohne externe Dienstleister zu groß

Aufwand zu groß: Rhein-Neckar-Zentrum stoppt 2G-Bändchen-Ausgabe

Von 
Bernhard Zinke
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Im Rhein-Neckar-Zentrum gibt’s keine Bändchen mehr zum einmaligen Nachweis des 2G-Impfstatus. Nun muss jedes Geschäft wieder selbst kontrollieren. © B. Kreutzer

Viernheim. Bundesweit machen sie gerade Schule. Mainz hat sie, Frankfurt führt sie gerade ein. Auch in Baden-Baden, Heilbronn und Offenbach können sich Kunden ihr 2G-Einkaufsbändchen holen. Einmal den Impfstatus nachgewiesen und den Personalausweis vorgezeigt, bekommen sie das Bändchen ums Handgelenk gebunden und können dann shoppen gehen, ohne in jedem Laden erneut den Nachweis zücken zu müssen. Auch das Rhein-Neckar-Zentrum (RNZ) in Viernheim hat im Vorweihnachtsgeschäft Bändchen ausgegeben. Doch jetzt hat Center-Manager Dani Marquardt die Reißleine gezogen. Schweren Herzens. Der Aufwand, sagt er, sei nicht mehr zu stemmen.

Dabei haben die Bändchen am Arm das Einkaufen im Weihnachtstrubel deutlich entspannt. „Wir haben von den Mietpartnern und von den Kunden durchweg positive Resonanz bekommen“, berichtet Marquardt. 14 Tage vor Weihnachten hatte das umsatzstärkste Einkaufszentrum der Region wieder seinen himmlischen Service eingerichtet. Sogenannte Pagen in Engelskostümen wünschten frohe Weihnachten und überreichten kleine Schokoladentäfelchen. Und diesmal nicht nur das: Gegen Vorlage des Impfstatus und des Ausweises gab’s das Bändchen, mit dem sich die Kunden in allen Geschäften des Einkaufszentrums frei bewegen konnten, ohne immer wieder den Impfpass zücken zu müssen. Bis jetzt. Seit Mittwoch müssen alle Läden, die nicht Dinge des täglichen Bedarfs verkaufen, wieder selbst den Impfstatus ihrer Kunden überprüfen.

Großmieter übernehmen Service

Der Kern des Problems: Es stehen keine Pagen als Dienstleister mehr zur Verfügung, die den Impfstatus überprüfen und die Bändchen anlegen. „Wir hatten im Vorfeld überlegt, wie wir das machen, wenn die Pagen nicht mehr da sind“, berichtet der Center-Manager. Mehrere Großmieter hätten sich bereit erklärt, diesen Service nach Weihnachten zu übernehmen. Auch an den Infoschaltern sollten die Bändchen ausgegeben werden. Die Praxis hat die Center-Betreiber schnell gelehrt, dass das System ohne externe - zugekaufte - Hilfe in einem Zentrum dieser Größe nicht funktioniert.

Seit Montag bildeten sich lange Schlangen an den Ausgabestellen vor den Geschäften und an den Infoschaltern. „Schlangenbildung ist in dieser Phase der Pandemie aber gar nicht gut“, weiß auch Marquardt. Hinzu kam, dass Arbeitnehmervertreter Einspruch erhoben: Sie wollten nicht akzeptieren, dass Mitarbeiter beim Anlegen der Bändchen direkten Hautkontakt mit fremden Menschen haben. Was den größeren ausgebenden Geschäften auch nicht gerade gefiel: Die Kunden holten sich zwar ihr Bändchen ab, machten dann aber kehrt und gingen in anderen Shops einkaufen. Nachdem sich sehr schnell zwei größere Mitpartner aus dem Zusatzservice wieder verabschiedet hatten, sah Dani Marquardt keine Chance mehr, als den Service sofort zu stoppen.

„Wir haben schon einen großen organisatorischen Aufwand betrieben“, erläutert der Manager. Immerhin habe man 90 000 Bändchen bestellt, mit täglich wechselnden Farben. Das Ordnungsamt Viernheim habe dem Verfahren auch zugestimmt und sich damit kooperativer gezeigt als die Kollegen in anderen Städten. In Ludwigshafen hatte die Rhein Galerie ebenfalls überlegt, ein Bändchen-System auszugeben. Das Ordnungsamt dort hatte das System jedoch nicht als praktikabel und umsetzungsfähig angesehen. Damit sei das 2G-Bändchen vom Tisch gewesen, berichtet Center-Manager Patrick Steidl.

Mehr Nachteile als Vorteile

Auch die Mannheimer Werbegemeinschaft hat - wie berichtet - abgewunken. Deren Vorsitzender Lutz Pauels begründete: „Die Bändchen sind eine gute Idee, die Umsetzung bedeutet aber viel Aufwand.“ Das Konzept habe mehr Nachteile als Vorteile.

Die hat nun auch das Rhein-Neckar-Zentrum erfahren müssen. Erneut eine Agentur nur zu diesem Zweck zu beauftragen, sei schlicht zu teuer. „Die Personalkosten stehen in keinem Verhältnis“, sagt Marquardt. Gleichwohl sieht er den großen Nutzen eines einfachen Check-Ins im Einkaufszentrum für Mieter und Kunden. „Wir haben das Allheilmittel noch nicht gefunden. Aber wir hören nicht auf, danach zu suchen.“

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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