Ludwigshafen. Auch wenn die Autofahrer davon kaum etwas mitbekommen haben, ist beim derzeit größten Verkehrsprojekt in Ludwigshafen schon rund ein Drittel der Gesamtkosten ausgegeben worden. Für die 860 Meter lange Helmut-Kohl-Allee, die die Hochstraße Nord ersetzen soll, laufen viele vorbereitende Maßnahmen nach Plan, sagte Baudezernent Alexander Thewalt.
Leitungen wurden im Untergrund verlegt, seit Frühjahr wird eine neue Brücke über den Hauptbahnhof gebaut. „Wir haben für das Großprojekt bereits bis zu 300 Millionen Euro ausgegeben oder dafür Verträge unterschrieben“, verdeutlichte der parteilose Beigeordnete den Baufortschritt. Auch deshalb sei ein Stopp des Vorhabens, das die Fraktion Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) im Stadtrat beantragt hatte, nicht sinnvoll.
Ein Knackpunkt ist die Planung am Nordbrückenkopf
Die Ansicht von BSW-Stadträtin Petra Malik, wonach das Vorhaben viele unwägbare finanzielle Risiken enthalte, teilte Thewalt nicht. Der Untergrund sei bereits intensiv auf Schadstoffe und Altlasten wie Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht worden. Viele Ausschreibungen seien zu einem frühen Zeitpunkt erfolgt, um mehr Kostenklarheit zu erhalten. „Etliche Risiken sind bereits in die Gesamtkalkulation eingeflossen“, sagte der Baudezernent.
Dennoch gebe es noch einen Knackpunkt - die Planung am Nordbrückenkopf zur Schumacher-Brücke. Wegen der beengten Verhältnisse laufen intensive Gespräche mit der Bahn, um das Konzept abzuschließen und Ausschreibungen vorzubereiten.
Infrastrukturprojekte
- Die Hochstraße Nord zwischen Schumacher-Brücke und A 650 soll ab 2026 abgerissen werden. Eine Generalsanierung ist nach Ansicht von Gutachtern wirtschaftlich nicht vertretbar. Ersetzt werden soll die Hochstraße durch die 860 Meter ebenerdige Helmut-Kohl-Allee.
- Durch den Abriss des sanierungsbedürftigen Rathaus-Centers kann die Stadtstraße laut Experten schneller gebaut werden. Als erstes Projekt wird eine neue Brücke über die Gleise des Hauptbahnhofs errichtet.
- Bei der Hochstraße Süd zwischen Adenauer-Brücke und A 650 wurde 2020 ein einsturzgefährdetes Teilstück abgerissen. Der 500 Meter lange Abschnitt soll bis Anfang 2026 neu gebaut werden.
- Die Kosten werden auf rund 80 Millionen Euro geschätzt.
- Saniert werden muss auch die Weiße Hochstraße, die sich westlich an das neugebaute Teilstück der Hochstraße Süd anschließt. ott
Weil die Baukosten derzeit nicht mehr so stark steigen wie zunächst angenommen, werde das Großprojekt einschließlich Abriss der 1,8 Kilometer langen Hochstraße vermutlich 865 Millionen Euro kosten, hatte die Verwaltung vor Wochen mitgeteilt. Ursprünglich war sie von 945 Millionen Euro ausgegangen. Gleichwohl schließt die Stadt zeitliche und finanzielle Risiken nicht aus, etwa wenn sich auf Ausschreibungen kein Unternehmen meldet oder unterlegene Bieter gegen die Entscheidung vorgehen. Denkbar seien auch Mehrkosten bei der Entsorgung von asbesthaltigem Beton, der beim Abriss anfällt.
Auch die Bürgerinitiative Lebenswertes Ludwigshafen hatte gefordert, die Entscheidung über die Mittelbereitstellung zu verschieben. Denn es sei zu befürchten, dass die Kosten drastisch steigen würden. Im Namen der Grünen im Rat lehnte Heike Heß die Planung ab, weil die „überdimensionierte“ Stadtstraße zu einer starken Trennung der Stadtteile führe.
David Guthier (SPD) zeigte sich erstaunt über den Sinneswandel der Ökopartei, die vor Jahren noch dem Vorhaben zugestimmt habe. „Man kann nicht einmal Hü und einmal Hott sagen“, merkte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) an - mit Verweis darauf, dass die Grünen im Bund und Land den Zuschüssen zum Projekt zugestimmt hätten. Sie mahnte mehr Respekt vor demokratischen Entscheidungen an. Ein Stopp der Helmut-Kohl-Allee würde nicht nur die Entwicklung des neuen Quartiers City West beeinträchtigen, sondern auch zu massiven Verkehrsbehinderungen in angrenzenden Stadtteilen führen. „Wenn wir das Vorhaben stoppen und es so lassen wie es ist, entfallen die Zuschüsse und die Stadt muss alles selbst bezahlen“, erläuterte die Rathauschefin die Folgen.
Schlechte Bausubstanz bei Weißer Hochstraße
Wegen der großen Bedeutung der Helmut-Kohl-Allee auch für den Wirtschaftsstandort Ludwigshafen, die Vertreter von CDU, SPD, FWG und FDP herausstellten, billigte der Stadtrat mit großer Mehrheit 865 Millionen Euro für die neue Verkehrsader.
Ohne Diskussion nahmen die Fraktionen indes andere Aspekte des Sachstandsberichts zu den großen Infrastrukturprojekten zur Kenntnis. Demnach werde der Neubau der Hochstraße Süd wie vorgesehen Anfang 2026 fertig. Größere Probleme gibt es laut Verwaltung aber bei der sanierungsbedürftigen Weißen Hochstraße. Dort ruhte schon mehrfach die Baustelle, weil die Bausubstanz deutlich schlechter sei als nach Alter und vorliegenden Plänen zu erwarten gewesen wäre. „Daraus ergeben sich viele Zusatzaufgaben, die teilweise erst geplant werden müssen“, räumte die Verwaltung ein, ohne nähere Angaben zu machen.
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