Nach dem Absturz bei der Landtagswahl ist die Situation der baden-württembergischen CDU fragil. Die Führungsebene ist geschwächt – und die Abhängigkeit vom Wohlwollen der Südwest-Grünen bei einer möglichen Fortführung der Koalition kann für die Christdemokraten zur Zerreißprobe werden. Geschlossenheit ist für die CDU-Spitze um Thomas Strobl nun das A und O. Die Grünen sollen keinen Zweifel daran haben, dass sie mit ihrem bisherigen Koalitionspartner vertrauensvoll die nächsten fünf Jahre zusammenarbeiten können.
Auch inhaltlich zeigen sich die CDU-Vertreter sehr entgegenkommend – und gehen etwa bei einer Solarpflicht auf den Dächern sämtlicher Neubauten kritiklos mit. Da die Grünen die CDU problemlos gegen die Ampel-Aspiranten von SPD und FDP ausspielen können, stellt sich die Frage, ob Strobl und Co. irgendwann an einen Punkt kommen, an dem sie eine rote Linie ziehen müssen. Ein Mindestmaß an CDU-Inhalten müssen die Verhandler schon liefern, soll die Basis der Christdemokraten weiter bei der Stange bleiben.
Bei der jüngsten Konferenz mit den CDU-Kreischefs hat die Parteispitze einen Teilerfolg erzielt: Strobl hat mit seinem Verhandlungsteam ein einstimmiges Votum erhalten. Interessant ist aber trotzdem, dass einige Kreisverbände – trotz der angespannten Lage – lautstark eine Erneuerung gefordert hatten. Dies zeigt, dass die Basis dem Kurs aus Stuttgart nicht mehr einfach kommentarlos folgen wird.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Zu Sondierungsgesprächen: Zerreißprobe droht
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