Kommentar Wichtige Geste für den Frieden

Stefan M. Dettlinger lobt den Besuch von Mannheimern in Verdun

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Stefan M. Dettlinger
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Natürlich ist, was die Mannheimer Delegation um Honorarkonsul Folker Zöller am Samstag in Verdun getan hat, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch beim Treffen mit Offiziellen aus dem Regierungsbezirk Maas und dem Bischof von Verdun sowie einem Event mit Musikschule und Popakademie im Weltzentrum des Friedens, der Freiheit und der Menschenrechte wurde nicht weniger als die deutsch-französische Freundschaft gefeiert. Es war der 22. Januar, Geburtstag des 1963 unterzeichneten Elysée-Vertrags zwischen unseren beiden Ländern.

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Stefan M. Dettlinger
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In diesen Zeiten kann so einer Geste der Freundschaft große Bedeutung zukommen. Wer auf Europa blickt, muss um seine Architektur bangen: In Polen und Ungarn wackeln Freiheit und Rechtsstaat. Die Migrationskrise an der polnisch-weißrussischen Grenze bleibt ungelöst. Auf dem Balkan sieht die EU zu, wie Russland dort die Ultranationalisten unterstützt. Und dann Putin: Aggressiv, antifreiheitlich und unberechenbar scheint er kühn auf eine Neuordnung Europas zu drängen. Zu all dem kommt ein Bundeskanzler (Olaf Scholz), der den glühenden Europa-Plädoyers des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nichts hinzuzufügen hatte. Bislang. Man spricht eher über die Differenzen bei der Philosophie von Taxonomie oder Energie-Gewinnung. Woher soll da die Zuversicht auf den künftigen Frieden in den 27 EU-Staaten kommen?

Nur durch das Vertrauen auf das deutsch-französische Tandem. Dass dort Freundschaft und Frieden nach Jahrhunderten der Feindschaft vorgelebt werden, ist nach dem Brexit noch ein letzter Hoffnungsschimmer. Menschen und Völker, die sich kennen, verstehen und, ja, auch lieben lernen, werden nationalistischen Hasspredigten autokratischer Egomanen wohl kaum mehrheitlich glauben. Insofern ist, was die inoffiziellen Mannheimer in Verdun organisiert haben, weit mehr als Gedenktourismus und gar nicht hoch genug einzuschätzen. Und: Viele Tropfen, auch auf heiße Steine, machen am Ende bekanntlich auch eine ganze Flut.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.