Jetzt ist er also da, der Mann mit dem klangvollen Namen, der eigentlich schon allein Musik ist: Roberto Rizzi Brignoli. Doch wenn hier von „da sein“ die Rede ist, ist das nur die halbe Wahrheit. Denn wie Chefdirigent Michael Francis bei der Deutschen Staatsphilharmonie und heute leider viele andere Dirigenten wird auch Mannheims neuer Generalmusikdirektor (GMD) zwei dirigentische Hochämter bekleiden. Er bleibt auch GMD am Teatro Municipal de Santiago de Chile. Das muss man nicht gut finden. Bei Dan Ettinger war das ähnlich. Zeitweilig hatte er sogar drei Chefposten. An der Bezahlung kann es nicht liegen. Der GMD-Posten gilt in Mannheim als der am besten bezahlte Kulturjob. Aber wer mehr kriegen kann, nimmt in der Regel auch mehr.
Das Orchester, so hörte man während des Findungsprozesses, hat sich mit großer Zustimmung für den Mann aus Mailand entschieden. Das deutet auf eine innige Liebe hin. Und nach dem verehrten Alexander Soddy, der sich stark fürs deutsche Repertoire interessierte und in Mannheim Großes geleistet hat, kommt nun einer, der die Dramatik in der ja vielleicht nur scheinbar leichteren italienischen und französischen Musik sucht.
Das nun vorgestellte Jahresprogramm an Akademiekonzerten enthält ohnehin alles, was das Liebhaberherz begehrt: Leichtes, Schweres, Populäres, Mutiges, Überraschendes und mit einer Uraufführung auch wieder Nagelneues. Bei den Interpreten sind ein alter Taktstocktitan wie Eliahu Inbal genauso dabei wie die (recht) junge Dirigentin Holly Hyun Choe oder Pianistensuperstar Jan Lisiecki, der gleich zwei Klavierkonzerte Sergej Prokofjews spielen wird. Und dann der krönende Abschluss: Verdis „Messa da Requiem“. Volle Besetzung und sicher: volles Haus.
Das Programm ist gemacht, um den Aufwärtstrend beim Publikum nach Corona fortzuführen. Das ist notwendig. Die Akademie ist – trotz jetzt institutioneller Förderung durch die Stadt – sechsstellig verschuldet. Wer ihr helfen will, muss nicht viel tun: nur ins Konzert gehen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-warum-mannheims-neuer-generalmusikdirektor-zwei-jobs-hat-_arid,2083137.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentare Warum Mannheims neuer Generalmusikdirektor zwei Jobs hat
Erstmals wurde Mannheims neuer Generalmusikdirektor offiziell vorgestellt. Roberto Rizzi Brignoli wandte sich mit einer sehr netten Videobotschaft an die Menschen. Derzeit ist er in Santiago des Chile, wo er einen zweiten GMD-Posten bekleidet. Gut muss man das nicht finden.