Kommentar Waffenverbotszonen in Mannheim? Ein riskantes Unterfangen!

Waffenverbotszonen können die Gewaltprävention zwar durchaus unterstützen - bergen für Polizei und Verwaltung aber Gefahren, kommentiert Sebastian Koch

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Schusswaffen, Schlagringe, Messer: Man muss sich schon fragen, mit welchem Ziel Menschen eigentlich mit Messern oder anderen Waffen aus dem Haus gehen. Naturgemäß sind das wohl in den seltensten Fällen Gründe, die Gutes erahnen lassen. Mannheims Grüne wollen mit Waffenverbotszonen nun die Grundlage dafür schaffen, dass bei Kontrollen Waffen nicht nur beschlagnahmt werden können, sondern deren Mitführen auch bestraft werden kann.

Auf den ersten Blick ist dagegen nicht viel einzuwenden. Die These, dass jedes Messer, jede Schusswaffe, die der Furcht vor einer Strafe wegen nicht mitgenommen wird, die Sicherheit erhöht, ist schließlich alles andere als mutig.

Gefahr eines Vertauensverlustes

Dennoch wird die Idee von Waffenverbotszonen – gerechtfertigterweise – kontrovers diskutiert werden. Das sollte nicht mit dem wenig inhaltlichen Argument begründet werden, die Grünen würden wieder etwas verbieten wollen. Vielmehr muss es darum gehen, ob Mannheim überhaupt Zonen braucht, in denen Waffen verboten sind – und wenn ja, wie das Verbot kontrolliert werden soll.

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Grüne wollen mit Waffenverbotszonen Sicherheitsgefühl in Mannheim erhöhen

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Gerade Mannheim, wo das Vertrauen in die Polizei nach dem tödlichen Einsatz am Marktplatz sowieso angeschlagen ist, kann es sich nicht leisten, durch Waffenverbotszonen das restliche Vertrauen einzelner Bevölkerungsgruppen auf eine weitere Probe zu stellen. So geht etwa eine Studie der Universität Leipzig davon aus, dass bei Menschen mit Migrationshintergrund durch die Kontrollen in der dortigen Waffenverbotszone Ansehen und Vertrauen in die Polizei verloren gegangen sei. Eine solche Zone birgt für die Polizei bei Kontrollen auch die Gefahr, sich vermehrt dem unangenehmen Vorwurf des Racial Profilings auszusetzen.

Neben dem Vertrauensverlust muss die Politik berücksichtigen, dass durch das Errichten einer Waffenverbotszone ein Platz, ein Ort oder eine Straße stigmatisiert werden kann. Ob das Sicherheitsgefühl wirklich größer ist, wenn man davon ausgeht, dass es hier so gefährlich ist, dass Waffen explizit verboten werden?

Risiko des Scheiterns ist hoch

Waffenverbotszonen dürfen nicht als Alibi dafür herhalten, andere Präventionsmaßnahmen an diesen Orten zu vernachlässigen. Das stellen die Grünen auch nicht infrage. Es stellt sich aber die Frage, ob Verbotszonen perspektivisch wirklich mehr Gewalt verhindern als etwa das Investieren in den Ausbau von Jugend- und Sozialarbeit oder Begegnungsräumen aller Art. Waffenverbotszonen könnten diese Prävention ergänzen. Aber das Risiko des Scheiterns ist hoch.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts