Vorbildliche Initiative

Konstantin Groß zur Aktion „Schriesheim neu entdecken“

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Konstantin Groß
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Zu oft müssen wir als Journalisten über nachlassendes oder gar ausbleibendes Engagement vor Ort berichten und es beklagen. Da macht es richtig Freude, auch mal das Gegenteil kommentieren zu können. Die Aktion „Schriesheim neu entdecken“ ist ein angemessener Anlass dafür.

Da tun sich sage und schreibe 56 Gewerbetreibende aus Handel, Handwerk und Dienstleistungen zusammen, um zwei Tage lang eine Aktion aus dem Boden zu stampfen, die von der Lebendigkeit ihrer Stadt im gewerblichen Bereich zeugen soll. Zwar mit Unterstützung von Stadt, IHK und BdS, aber dennoch auf Initiative engagierter Einzelner.

Und da ist vor allem Anja Hölzel zu nennen, die das Gesicht dieses Projekts ist. Mit wie viel Engagement und Professionalität sie die Aktion koordiniert, das ist wirklich bewundernswert. Zumal dieser Einsatz nicht nur Erfolgserlebnisse bietet; dass – ganz banal – manche Leute auf Mails nicht antworten, ist nur eine der nervigen Begleiterscheinungen.

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Doch es ist der Erfolg, der ein Werk krönt: Sowohl die Pressekonferenz als auch das Marketing für das Projekt sind hoch professionell. Das Stadtbild ist geprägt von dieser Aktion, in fast jedem Schaufenster hängt das Plakat.

Dass eine Frau aus der Immobilienwirtschaft sich derart engagiert, ist ein gutes Zeichen. Denn von Berufs wegen ist es ihre Sache, Zukunftschancen von Standorten abzuwägen. Dass sie sich nach eingehender Analyse für Schriesheim reinhängt, lässt wenig Raum für Pessimismus.

Dabei ist auch in Schriesheim die Welt des Einzelhandels längst nicht mehr heil. Das hat weniger mit dem Branich-Tunnel zu tun, auf den manche neuerdings alles schieben, weil er angeblich die Käuferströme um Schriesheim herum leite. Prägend sind vielmehr allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen wie der Trend zum Online-Handel oder zum Einkaufserlebnis in Großstädten.

Die Folgen sind unübersehbar: Wer die Heidelberger Straße entlang geht, passiert einen „Tattoo-Tempel“, ein „Tageslichtstudio für Familien und Neugeborene“ sowie ein Klaviergeschäft – alles natürlich ehrenwerte und wichtige Angebote, aber eben keine des täglichen Bedarfs und daher mit Folgen für die Kundenfrequenz in der Innenstadt.

Doch wahr ist auch: Diese Straße bietet zwei selbstbackende Bäcker und einen Metzger, Angebote, die in Städten dieser Größe keineswegs mehr selbstverständlich sind. Das darf, ja das muss man präsentieren – und das ist durchaus ein Grund zur Freude.

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