Pro Jahr 400 000 neue Wohnungen, davon 100 000 Sozialwohnungen – dieses Ziel hat Kanzler Olaf Scholz im Wahlkampf versprochen. Dabei ist schon absehbar: Die Ampel wird ihr Vorhaben krachend verfehlen.
Schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine war die Situation für den Wohnungsbau kompliziert. Mit der Energiekrise verteuerten sich die Preise für Baumaterialien weiter. Nun bahnt sich der Kollaps beim Bau von Mietwohnungen an. Gerade bei kommunalen und genossenschaftlichen Trägern geht die Angst vor Zahlungsausfällen bei Mietern um. An neue Bauprojekte ist nicht zu denken.
Das ist vor allem für Mieter eine fatale Nachricht. Aber auch vielen Eigentümern nutzen die Rekordpreise auf dem Papier wenig – denn die meisten Privathaushalte wollen ihr Eigenheim nicht verkaufen. Gerade bei alten, sanierungsbedürftigen Gebäuden dürfte die Nachfrage absehbar nachlassen, wenn die Regulatorik bei der Sanierung angezogen wird. Werden die Häuser aber nicht saniert, dann kann der Bund neben seinen Neubauzielen seine Klimaziele im Gebäudesektor gleich mit begraben. Seit Jahren wird darauf hingewiesen, dass Deutschlands Gebäude energetisch nicht fit sind. Bund und Länder wiesen die Forderungen nach besserer Förderung von Mieterbund, Wohnungswirtschaft und Co. als absurd hoch zurück. Nun droht vielen Haushalten die finanzielle Überlastung. Und aus den schlecht gedämmten Häusern entweicht die Energie, die der Staat dringend einsparen will.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Vor dem Scheitern
Tobias Kisling über die Wohnpolitik der Ampelkoalition