Kommentar Verkehrsversuch in Mannheim ist ein sehr riskantes Vorhaben!

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Christian Schall
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Mannheim. Das genaue Datum des Beginns ist noch offen, doch die Stadt Mannheim hält weiter daran fest, in diesem Frühjahr mit dem Verkehrsversuch in der Innenstadt zu beginnen. Er wurde im vergangenen Jahr verschoben, als von jetzt auf gleich der Fahrlachtunnel gesperrt werden musste und seitdem mehr (Schwerlast-)Verkehr die City belastet. Daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Der Tunnel ist dicht, die Baustelle an der Konrad-Adenauer-Brücke besteht ebenfalls weiter, und auch am Radweg in der Augustaanlage wird noch gebaut.

Nicht nur angesichts dieser unveränderten Ausgangslage ist die Entscheidung, den Verkehrsversuch jetzt durchzuziehen, gelinde gesagt mutig. Mit Blick auf den für Mannheim so wichtigen City-Einzelhandel und die damit verbundenen Existenzen und Arbeitsplätze, ist es geradezu fahrlässig. Schon die Corona-Pandemie hat große Einbußen hinterlassen. Wenn mehrere Einzelhändler in der Kunststraße und Freßgasse aus Rückmeldungen ihrer Kundinnen einmütig berichten, dass diese durch das Verkehrskonzept abgeschreckt werden, sollten Verwaltung und Kommunalpolitik die Sorgen sehr ernst nehmen.

Die versprochene zusätzliche Aufenthaltsqualität ist in beiden Straßen noch nicht angekommen. Das mag der Jahreszeit geschuldet sein, aber auch der Gestaltung. Einladend sieht der Pflanzenschmuck so jedenfalls nicht aus. Gerade im Hinblick auf die bevorstehende Bundesgartenschau im nächsten Jahr wurde hier eine große Chance vertan. Eine attraktive und abwechslungsreiche Bepflanzung wäre eine perfekte Werbung für das Großereignis gewesen.

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Ja, die Innenstadt ist zu stark vom motorisierten Verkehr belastet. Solange es aber kein solides Konzept gibt, wie der Durchgangsverkehr die City dauerhaft umfahren kann, wird der Verkehrsversuch scheitern und sich die Belastung für Anlieger lediglich auf andere Straßen verlagern.

Darauf hoffen, dass die mehrheitlich aus dem Umland kommenden Kunden diesen Irrweg der Verkehrsführung mitbestreiten, sollte man nicht. Sie werden sich den Stau einmal antun, vielleicht ein zweites Mal. Dann aber werden sie Mannheim den Rücken kehren und ausweichen. Auf den Onlinehandel sowieso, auch auf die kleineren Städte und Shopping-Malls in der Umgebung. Oder sie steuern ein großes Outletcenter an. Zweibrücken, Roppenheim, Wertheim, Montabaur und Metzingen sind nur 90 Minuten Fahrzeit von Mannheim entfernt.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion