Kommentar Vereine müssen Sehnsucht nach dem Ehrenamt wecken

Wer Nachwuchs für das Ehrenamt sucht, muss Interessierten erklären, warum sich das Engagement auch für sie persönlich auszahlt, meint Valerie Gerards

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Valerie Gerards
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Es ist das Fundament, auf dem die bürgerliche Gesellschaft nicht nur in Deutschland aufbaut: das Ehrenamt. Jeder von uns kommt regelmäßig in Kontakt mit Menschen, die ihre Freizeit opfern, um dem Nächsten Gutes zu tun. Und das vielfach umsonst oder für ein Nasenwasser. Wie viele andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ist auch das Ehrenamt aktuell einem Wandel unterzogen, der viele Fragen aufwirft und neuer Antworten bedarf.

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Schließlich füllen die Millionen Helfer Lücken, die von der Politik nicht oder nicht mehr besetzt werden. Das bürgerschaftliche Engagement ist Erfüller vieler Bedürfnisse, sei es in der Kinder- und Erwachsenenbetreuung, in der Bildung, im Sport, in der Feuerbekämpfung, im Sanitätsdienst - die Auflistung ließe sich noch meterlang fortführen. Wir alle profitieren davon.

Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Institutionen, die vom Ehrenamt getragen werden, frühzeitig damit anfangen, ihren Nachwuchs heranzuziehen. In unserer schnelllebigen Zeit, in der sich immer weniger Menschen langfristig an etwas binden möchten, müssen sie Angebote und Formate schaffen, die von den Kindern und Jugendlichen mit Freude angenommen werden. Nur, wer Spaß an einer Sache findet, macht diese mit Begeisterung - und bleibt länger dabei.

Dass das Ehrenamt wichtig ist, das ist wohl jedem bewusst. Dieser Umstand allein ist aber noch kein Garant dafür, dass die Menschen für diese Aufgabe Schlange stehen. Hier müssen die Vereine und Institutionen vielleicht noch deutlicher aufzeigen, welchen Mehrwert sie bieten - nicht nur für die Gesellschaft insgesamt, sondern auch für jeden Einzelnen, den sie als Helfer gewinnen können. Je attraktiver sie dabei für junge Menschen sind, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie keine Nachwuchsprobleme bekommen.

Die Feuerwehr macht es seit Jahrzehnten vor: Sie vereint Wissensvermittlung, Kameradschaft und Helfen in Idealform und kommuniziert dies auch nach außen. Kein Wunder also, dass bei der Jugendfeuerwehr vielerorts Wartelisten existieren. Doch nicht jeder Verein und nicht jede Institution hat solch ein Narrativ entwickelt. Im Sinne der Nachwuchsgewinnung wäre dies aber sehr sinnvoll.

Die Vereine müssen lernen, ihren Mehrwert herauszustellen - nicht nur für die Gesellschaft, sondern für jeden einzelnen, den sie als Helfer gewinnen wollen. Nur so werden sie in der Lage sein, auch weiterhin ihre Unterstützer zu finden.

Freie Autorin