Kommentar Unterrichtsausfall an Mannheimer Schulen: Es tut sich zu wenig

Die aktuelle Lehrkräfteversorgung ist mangelhaft, an den Förderschulen sogar dramatisch. Die Landesregierung spart am falschen Ende, findet Simone Kiß.

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Simone Kiß
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Mannheim. Von den Rufen nach mehr Lehrkräften zeigt sich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, selbst gelernter Lehrer, regelmäßig überaus genervt. „Immer die gleiche Leier“, pflegt er auf Forderungen der Verbände und Gewerkschaften gerne zu sagen.

Ja, es ist immer die gleiche Leier – aber die Lage bleibt auch seit Jahren angespannt, in manchen Schularten kann sie sogar als dramatisch bezeichnet werden. Dass ausgerechnet die Kinder mit dem höchsten Förderbedarf regelmäßig ganz am Ende der Skala rangieren, ist ein Skandal. Die strukturelle Unterversorgung der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) mit einem Versorgungsgrad von nur rund 90 Prozent ist seit vielen Jahren bekannt.

Getan hat sich zu wenig. Und das auch noch zu spät. Dass Kultusministerin Theresa Schopper die Situation jetzt mit gestiegenen Schülerzahlen rechtfertigt, kann man getrost als Ausrede bezeichnen. Dabei hat es sich die grün-schwarze Landesregierung zum Ziel gesetzt, eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, in der Menschen mit und ohne Behinderungen gleichberechtigt zusammenleben können.

Der Blick auf das Schuljahr 2025/26 verheißt keine Verbesserung. Im Gegenteil.

Bei den übrigen Schularten sieht es etwas besser aus. Von „gut“ beziehungsweise „sehr gut“, wie die Kultusministerin die Situation beurteilt, kann indes nicht die Rede sein. Eine Personalreserve von drei bis fünf Prozent ist zu wenig. Schon in den ersten Wochen nach dem Start dieses Schuljahres hatte die Hälfte der vom Verband Bildung und Erziehung befragten Schulen berichtet, dass man Unterricht ausfallen lassen musste.

Zum Teil konnte nicht einmal der Unterricht in den Pflichtfächern abgedeckt werden. Dass allerdings eine mangelnde Lehrkräfteversorgung unter anderem daran schuld sein könnte, dass die baden-württembergischen Viertklässler in Deutsch und Mathematik regelmäßig schlecht abschneiden, lässt Ministerpräsident Kretschmann nicht gelten.

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Der Blick auf das Schuljahr 2025/26 verheißt keine Verbesserung. Im Gegenteil. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg (GEW) rechnet damit, dass aufgrund steigender Schülerzahlen noch mehr Unterricht ausfällt. 990 zusätzliche Stelle würden benötigt, etwa 300 solle es geben. Die Landesregierung biegt auf die Zielgerade ihrer Regierungszeit ein, im März 2026 wird neu gewählt. Darum, so scheint es, soll jetzt noch einmal ordentlich gespart werden, um am Ende gut dazustehen. Dass diese Rechnung allerdings nicht aufgeht, können bestimmt auch baden-württembergische Viertklässler nachvollziehen.

Redaktion Reporterin Team Mannheim

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