Baden-Württemberg steht in der weltweiten Wahrnehmung für Auto- und Maschinenbau. Unterbelichtet ist dagegen der Ruf des Gesundheitssektors. Dabei ist der von seiner wirtschaftlichen Bedeutung her kaum zu überschätzen. In der Medizintechnik gibt es Firmen mit weltweiter Bedeutung, die medizinische Forschung ist zumindest national konkurrenzfähig, das Krankenhauswesen hat in der Pandemie seine Leistungsfähigkeit bewiesen. Dass Regierungschef Kretschmann diesen Zukunftsbereich als weiteres wirtschaftliches Standbein etablieren will, ist sinnvoll. Im Idealfall lässt sich damit die Abhängigkeit von den beiden Traditionsbranchen reduzieren. Allerdings ist der Ausbau der Branche extrem teuer.
Zu diesem Umfeld gehört der neue Verein „Universitätsmedizin Baden-Württemberg“ als gemeinsames Dach der Kliniken und der fünf medizinischen Fakultäten. Eigentlich staunt man, dass es die Corona-Pandemie brauchte, damit die von Eitelkeiten nicht freien Beteiligten zu gemeinsamen Studien zusammenfanden. Die Vorteile liegen auf der Hand. Durch die Zusammenarbeit stehen mehr Daten für die wissenschaftliche Auswertung zur Verfügung. Die unterschiedlichen Schwerpunkte können sich ergänzen. Der Erfolg der Zusammenarbeit ist aber nur garantiert, wenn alle an einem Strang ziehen.
Mit Argusaugen beobachtet die Gesundheitsszene die Ideen zur Fusion der Unikliniken Mannheim und Heidelberg. Die Konkurrenz in Freiburg, Ulm und Tübingen fürchtet angesichts der aufgerufenen Kosten Nachteile bei der eigenen Förderung aus dem Landeshaushalt. Die Charité vom Neckar, wie das Projekt schon bundesweit bestaunt wird, zieht wahrscheinlich Kosten im Milliardenbereich nach sich. Deshalb hält sich die Regierung trotz ihrer Bemühungen um die Stärkung der Gesundheitsbranche bei diesem Projekt bisher auffallend zurück. Es ist aber Zeit, Farbe zu bekennen. Sonst wächst die Verunsicherung bei Freund und Feind.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Teuer, aber sinnvoll
Peter Reinhardt zum Gesundheitsstandort im Südwesten