Kommentar Strom darf im Süden nicht teurer werden

Die Nordlichter wollen geteilte Strompreise, das würde der Wirtschaft in der Metropolregion schaden, meint Walter Serif.

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Walter Serif
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Mannheim. Deutschland hat sich viele Jahre lang als Vorreiter der Energiewende selbst gefeiert. Dennoch ist es weiter für zwei Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Die Zahl mag gering klingen, liegt aber gleichwohl doppelt so hoch wie Deutschlands Anteil an der Weltbevölkerung. Wir als eine der größten Volkswirtschaften sind also alles andere als ein Vorbild. Und wie es aussieht, nimmt es die neue Bundesregierung mit dem Klimaschutz auch nicht mehr so genau.

Nicht nur, dass die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche ein unerklärliches Faible für Gas hat – sie will das Tempo der Energiewende an den Netzausbau koppeln und nicht umgekehrt. Will heißen: Weil es ständig zu Staus auf den Stromautobahnen vom Norden in den Süden kommt, will sie bei der Sonnen- und Windenergie erstmal eine kleine Pause einlegen, bis die Netze genügend ausgebaut sind. Das ist absurd. Beides muss Hand in Hand gehen.

Energie

Wirtschaft der Rhein-Neckar-Region wehrt sich gegen Strompreiszonen

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Natürlich ist es ärgerlich, dass die Strompreise auch deshalb so hoch sind, weil die Windenergie aus der Nordsee nicht immer bei den Industriestandorten in Mannheim oder Ludwigshafen ankommt und dann die teuren Gaskraftwerke angeworfen werden müssen.

Schuld daran sind aber nicht Unternehmen wie die BASF in Ludwigshafen, sondern im großen Maß die Politiker. Sie haben den Netzausbau schleifen lassen oder fahrlässig verzögert. Wie zum Beispiel Bayerns früherer Ministerpräsident Horst Seehofer, der aus Angst vor Wutbürgern dafür gesorgt hat, dass die Kabel für die Suedlink-Trasse in der Erde verbuddelt werden müssen.

Die Politiker haben den Netzausbau schleifen lassen oder fahrlässig verzögert

Inzwischen hat der Netzausbau aber Tempo aufgenommen, deshalb könnten auch die Strompreise wieder fallen, wenn die Netzentgelte sinken. Der abermalige Vorstoß der norddeutschen Bundesländer, den Einheitsstrompreis in der Republik aufzuspalten und mehrere regionale Strompreiszonen einzurichten, ist dagegen megagefährlich. Ökonomen wie ZEW-Präsident Achim Wambach fänden das zwar toll, weil dann der Strommarkt nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage funktionieren würde.

Doch nicht immer ist es gut, wenn die Realität an die Lehrbücher angepasst wird, oft ist das Gegenteil lebensnäher. Die leistungsstarken Offshore-Windparks stehen nun einmal in der Nordsee. Und die großen Industriebetriebe im Süden, die Deutschland den Wohlstand bescheren, dürfen nicht mit höheren Strompreisen bestraft werden. Andernfalls wandern sie ins Ausland ab. Und dann sind wir alle ärmer.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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