Erinnerungskultur Straßenname für Nazi in Edingen-Neckarhausen muss weichen!

Redakteur Konstantin Groß fordert, dass die nach dem NS-Ingenieur und Antisemiten Felix Wankel benannte Straße in Edingen-Neckarhausen umbenannt wird - und er begrüßt, dass Bürgermeister König das Problem erkannt hat

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Konstantin Groß
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Nun hat Edingen-Neckarhausen ebenfalls seine Straßenumbenennungsdiskussion. Der Glaube, unbehelligt zu bleiben, wenn drumherum zwischen Heidelberg und Mannheim, in La-denburg und in Schriesheim, die Thematik diskutiert wird, hat sich nicht erfüllt. Der Geschichte kann man eben nicht entfliehen.

Dabei kommt der Anstoß dazu aus Heidelberg, wo eine Historiker-Kommission die Umbenennung der Felix-Wankel-Straße empfiehlt. Denn er war, das steht fest, ein aggressiver Antisemit und früher Anhänger der Nazis. Allein schon seine Reaktion auf die Ermordung des jüdischen Reichsaußenministers Rathenau („Rattensau tot - hipp, hipp, hurra!“) macht das Wankel würdigende Straßenschild am Ort nahezu körperlich unerträglich.

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Ist es angesichts dieser Tatsachen und dem Vorbild der weltweit renommierten Universitätsstadt Heidelberg denkbar, dass in Edingen-Neckarhausen diesbezüglich nichts geschieht? Leider ja! Dass in kleineren Kommunen die Uhren der Erinnerungskultur anders schlagen als in großen Städten, hat man in Schriesheim und Hirschberg erlebt, wo Nazis und Judenhasser (Carl Diem und Hans Pfitzner) weiter mit Straßennamen geehrt werden.

Bislang kaum Aufarbeitung

Edingen-Neckarhausen ist darüber hinaus ein Sonderfall. Keine Kommune in der Region, Heddesheim mal ausgenommen, hat sich so wenig um die Aufarbeitung ihrer braunen Vergangenheit gekümmert. Die Chance, die das 1250. Jubiläum Neckarhausens geboten hätte, dies in einen größeren historischen Kontext einzubetten, wurde vertan. Der fünfseitige Abriss des Gemeindearchivars über die Geschichte Neckarhausens in der Jubiläumsbroschüre zum Festjahr 2023 etwa umfasst zum Thema „Drittes Reich“ - ganze fünf Worte!

Diese mangelnde Aufmerksamkeit auch für dieses Thema mag sicher mit dem kommunalpolitischen Chaos der letzten Jahre in dieser Gemeinde zusammenhängen. So bestand die Hoffnung, ein neuer, ja junger Bürgermeister würde sich offen zeigen auch für diesen Bereich, die Erinnerungskultur. Die erste Stellungnahme von Florian König zum Thema Wankel-Straße zeigt, dass diese Hoffnung nicht völlig unberechtigt erscheinen muss.

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