Kommentar Stadträte und Stadt Mannheim müssen an einem Strang ziehen!

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Sebastian Koch
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Man fühlt sich fast ein wenig an die Debatte um die Reisepläne von Bundeskanzler Olaf Scholz erinnert: Ist ein offizieller Besuch in der Ukraine notwendig, um Zusammenhalt auszudrücken? Muss Scholz Präsident Selenskyj in Kiew persönlich treffen, um Solidarität zu zeigen? Auch in Mannheim gibt es nun eine vergleichbare Diskussion: Die Grünen-Stadträte Markus Sprengler und Chris Rihm wollen in Mannheims neue Partnerstadt Czernowitz reisen und Bürgermeister Roman Klichuk treffen - die Verwaltung sieht das aktuell als nicht notwendig an.

Tatsächlich gibt es in dieser Frage kein richtig oder falsch - beide Seiten haben Argumente, die schlüssig und nachvollziehbar sind. Zweifellos ist es effektiver und es wäre auch ein starkes Signal, wenn Politikerinnen und Politiker aus Mannheim nach Czernowitz fahren würden, um dort mit eigenen Augen zu sehen, ob und welche Hilfsgüter vor Ort gebraucht werden. Der persönliche Eindruck wirkt nachhaltiger als eine gemailte oder auf welchen Wegen auch immer zugestellte Liste an Bedarfsgütern. Außerdem hatte die Stadt in der Beschlussvorlage zur Städtepartnerschaft Mitte April unter anderem davon gesprochen, dass es „vordringlich eine Reaktion auf den Krieg“ sei, dass aus der bestehenden Kooperation mit Czernowitz eine Partnerschaft wird. Sich nun also von den Auswirkungen des Kriegs auf Czernowitz, von der Bevölkerung und der Lage der etwa 50 000 Geflüchteten in der Stadt ein Bild vor Ort zu machen, wäre deshalb ebenso konsequent wie auch im Sinne der Partnerschaft.

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Auf der anderen Seite befindet sich die Ukraine in einem Krieg, bei dem es noch immer nicht auszuschließen ist, dass sich die Kämpfe in kürzester Zeit auf die Westukraine und damit auch auf Czernowitz ausweiten. Der Verwaltung vorzuwerfen, sich auf die noch bestehende Reisewarnung des Auswärtigen Amts für die Ukraine zu berufen und damit die Sicherheit ihrer Angestellten zu priorisieren, wäre deshalb unangebracht und falsch.

Bei allem Für und Wider: Ein geschlosseneres Auftreten der Stadt in dieser Frage ist vor allem mit Blick in der Außendarstellung mehr als nur wünschenswert. So laufen Verwaltung und reisende Stadträte auch Gefahr, durch konträres Handeln Vertrauen der Czernowitzer Bevölkerung und Politik in die Stadt Mannheim zu schwächen. Ganz egal also, wer warum Czernowitz besucht oder eben auch nicht - können sich Stadt und Stadträte auf kein gemeinsames Handeln einigen, gibt es vor allem einen Verlierer: Mannheims Reputation.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts