Kopfschüsse aus nächster Nähe, metertiefe Stürze auf Beton, spritzendes Blut, zu Tode geprügelte Mitspieler, beißende Gesellschaftskritik sowie eine in ihrem Finale völlig an den Haaren herbeigezogene und nicht konsequent zu Ende geführte Story: „Squid Game“ bietet vieles. Vor allem geht von der Netflix-Serie eine große Faszination aus – auch auf Kinder und Jugendliche, wie mehrere Meldungen beweisen. Ja, auch die jüngsten Staffeln der ebenfalls populären spanischen Serie „Haus des Geldes“ waren streckenweise nichts für zart besaitete Nerven. Die Faszination von „Squid Game“ liegt aber in der Tatsache begründet, dass gezeigte Kinderspiele einfach nachzuahmen sind – inklusive der Gewalt oder zumindest unter Androhung dieser.
An dieser Stelle müssen Erziehungsberechtigte dringend in die Pflicht genommen werden. Sicherlich – es ist in digitalisierten Zeiten alles andere als einfach, den Medienkonsum der Kinder und Jugendlichen nachzuvollziehen. Hier das Smartphone, dort das Tablet, da der Laptop – insbesondere die Rezeption von Bewegtbildern kann sich heute viel besser der elterlichen Kenntnis entziehen, als das noch vor Jahren der Fall war.
Der Ruf nach mehr Medienbildung an Schulen ist natürlich auch in dieser Debatte nicht völlig deplatziert. Allerdings dürfen sich Erziehungsberechtigte mit dem Zeigefinger auf Pädagoginnen und Pädagogen nicht selbst aus der Verantwortung stehlen. Vor der schulisch-pädagogischen Aufklärung über Medieninhalte steht nun mal die häusliche Aufklärung. Zu der gehört auch, Serien wie „Squid Game“ Kindern und Jugendlichen nicht zu leicht zugänglich zu machen. Dabei kann etwa schon die Einrichtung eines Jugendschutz-Codes vieles bewirken.
Dass der Jugendschutz überhaupt erst separat installiert werden muss, ist ein Problem, das auch politisch angegangen werden muss. Der gesetzliche Jugendschutz ist für alle Telemedien (zu denen Streamingdienste gehören) bindend, die einen Sitz in Deutschland haben – und damit nicht etwa für Netflix oder Amazon Prime. Auf diesen internationalen Plattformen ist Jugendschutz zuerst Sache der Eltern. Sie müssen ihrer Verantwortung gerecht werden.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar "Squid Game": Eltern müssen ihrer Verantwortung gerecht werden
Sebastian Koch zum Umgang mit „Squid Game“