Kommentar Sparkassen-Kunden sind Aktien-Muffel

Walter Serif zur Kundschaft der Sparkasse

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Walter Serif
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Ein rundes Jubiläum feiert die Sparkasse Rhein Neckar Nord im Juli. Ihr Vorstandschef Stefan Kleiber will dieses Jubiläum aber nicht als kitschige Erfolgsstory vermarkten, sondern auch die tiefbraunen und dunklen Spuren offenlegen, die die Sparkasse in den vergangenen 200 Jahren hinterlassen hat. Natürlich wurde auch sie unterm Hakenkreuz arisiert und nazifiziert. Und in den 1990ern fehlten auf einmal 400 Millionen (damals noch Mark) in der Kasse – deshalb musste die Stadtsparkasse Mannheim ja 2000 mit der Bezirkssparkasse Weinheim fusionieren. Streng genommen feiert die Sparkasse Rhein Neckar Nord also erst ihren 22. Geburtstag.

Zwar gehen die Leute, wenn’s um Geld geht, nicht alle zur Sparkasse. Aber es ist schon bemerkenswert, dass viele ihrer Kunden – anders als bei der Konkurrenz – ihr Geld noch immer genauso anlegen wie ihre Eltern oder Großeltern. Nämlich auf dem alten, aber – Stichwort Zinsen – nicht mehr so guten Sparbuch. Natürlich hat sich die Sparkasse als Teil der Gesellschaft im Laufe der Zeit verändert, die Kunden können auch dort mit einer Smartphone-App ihre Geschäfte online erledigen. Und das tun nicht nur Jugendliche. Gleichwohl spiegelt die Kundschaft der Sparkasse die Bevölkerungsstruktur ziemlich exakt wider. Mehr Alte als Junge haben dort ein Konto.

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Deshalb geht es bei der Sparkasse, verglichen mit anderen Banken, bei der Digitalisierung viel langsamer voran. Ähnlich verhält es sich bei den Anlagen: Girokonto, Sparbuch, Bausparvertrag – Aktien lieber nicht. Mag sein, dass sich die Älteren noch mit Entsetzen an den Börsengang der T-Aktie vor rund 25 Jahren erinnern, als „Tatort“-Star Manfred Krug sie in der TV-Werbung überredete. Viele haben da Geld verloren. Und verlieren es jetzt wieder, weil sie jetzt keine Aktien kaufen und ihr Geld lieber auf dem Sparbuch parken. Bei einer geschätzten durchschnittlichen Inflationsrate von fünf Prozent in diesem Jahr (Bundesbank) kommt das fast schon einer Geldverbrennung nahe. Vielleicht hat aber auch die Europäische Zentralbank ein Einsehen und unternimmt endlich etwas gegen die Inflation und sorgt für höhere Zinsen. Das wäre für die Kunden und die Sparkasse ein schönes Geschenk im Jubiläumsjahr.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft