Energiewende Schriesheims Einstieg in Windenergie überfällig und doch mutig

Der Schriesheimer Gemeinderat hat den Einstieg in die Planung von Windkraftanlagen beschlossen. Redakteur Konstantin Groß findet: Das ist überfällig, aber mutig, denn die Gegenkräfte vor Ort formieren sich bereits

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Verpackt in Punkt 7 der Tagesordnung, hat der Schriesheimer Gemeinderat am Mittwoch eine Entscheidung getroffen, die rückwirkend einmal als Energiewende auf kommunaler Ebene betrachtet werden könnte: Nach langem Zögern steigt Schriesheim in die Windenergie ein.

Zwar ging es formal nur um einen Prüfauftrag, „ob Windkraftanlagen auf Schriesheimer Gemarkung errichtet werden können“, wie es in der Vorlage heißt. Und um eine breite Unterstützung zu sichern, unterstrichen Verwaltung und Windkraft-Befürworter im Rat diesen „Prüfcharakter“ – doch manche mit innerem Augenzwinkern. Denn das Ergebnis ist schon jetzt klar: Hier gibt es Wind, hier gibt es Flächen, ja sogar Investoren. Auch wenn jeder weitere Schritt erneut vom Rat beschlossen werden muss, ist der Weg vorgezeichnet. Denn irgendwann kommt der „point of no return“. Das wissen Befürworter wie Gegner genau.

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Und Christoph Oeldorf? Zwar hat er das Projekt durchgebracht, und das mit sehr großer Mehrheit, damit endlich wieder einen politischen Erfolg gelandet. Doch wie er das Projekt verkauft hat, das geriet seltsam: mit bloßem Verweis auf Investoren, die bei ihm anfragen und denen er doch etwas sagen müsse. Von einem Bürgermeister hätte man in Zeiten wie diesen aber eine politische Begründung erwartet, wie sie die Fraktionen gaben. Etwa, dass man auch in Schriesheim die Energiewende umsetzen will.

Aufschlussreich war die Mahnung des SPD-Landtagsabgeordneten Cuny: Wer Windkraft in Schriesheim wolle, müsse jetzt Flagge zeigen, denn die Gegner mobilisieren. Da hat er Recht. Der Zuschauerraum der Ratssitzung war von ihnen bereits dominiert. Und die Bürgerversammlung zum Windpark Lammerskopf in Heidelberg oder Bürgerentscheide anderswo zeigen, dass sie auf tiefsitzende Skepsis in der Bevölkerung bauen können.

Dass neben dem FDP-Mann Renkenberger der AfD-Stadtrat Kröber den meisten Szenenapplaus im Publikum erhielt, zeigt die politische Brisanz. Die AfD versucht, dieses Thema für sich zu nutzen. So wurde Stadtrat Kröber bei diesem TOP richtig agil; zu den Kindergarten-Öffnungszeiten und -Gebühren hatte er zuvor dagegen nichts beigetragen.

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