Und wieder geht da ein Stück Identifikation mit der Heimatstadt verloren, mag man meinen. Das Viernheimer Archiv ist nach Mannheim umgezogen. Das ist schade. Wer sich jedoch das Angebot – digital wie vor Ort – im Marchivum anschaut, wird schnell eines Besseren belehrt: Die Power und auf viele Schultern verteilte Professionalität des Marchivums kann Viernheim nicht bieten.
Sonst hätten die Schätze aus teils uralten Urkunden und Nachlässen nicht im Keller des Rathauses mehr schlecht als recht gelagert werden müssen. Stadtverordnete und Verwaltung haben weitblickend gehandelt – und der papierenen Vergangenheit der Heimatstadt womöglich sogar neue Aufmerksamkeit beschert. Rund 70 Anfragen bekam das alte Stadtarchiv im Jahr, also alle paar Tage eine. Mit der intelligenten und nutzerfreundlich geordneten Suchfunktion und den Kategorisierungen im Internet könnten sich mehr Menschen eingeladen fühlen, mal zu stöbern oder gezielt zu suchen. Und funktionale Räume inklusive fachkundiger Auskunft im Marchivum sind ein Quantensprung im Vergleich zum Viernheimer Kellerdasein des Archivs.
Außerdem steht der Abriss des Rathauses bevor – wo hätte das Archiv unterkommen sollen? Neue Räume, zusätzliches Personal? Nein. Viernheim hat sich über Jahre mit großer Mühe aus dem Schuldensumpf befreit. Das heißt nicht, dass die Stadt nun große Sprünge machen könnte, es reicht gerade mal so. Vor diesem Hintergrund war die Entscheidung unausweichlich. Und die Wahl des Marchivums ist wunderbar. Davon kann sich jeder überzeugen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Schade, aber unausweichlich