Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Ressourcen sind begrenzt, wir sollten uns weniger gönnen

Wir brauchen vieles – und davon immer mehr: Wohnraum, umweltfreundliche Energiegewinnung, CO2-sparende Verkehrsinfrastruktur, Wohlstand ... Doch Raum und Ressourcen sind begrenzt. Gerade in einem Ballungsraum wie der Metropolregion Rhein-Neckar werden Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung langsam knapp. Es gilt, deutlicher Prioritäten zu setzen.

2020 ist in Baden-Württemberg täglich eine Fläche von 5,4 Hektar an Siedlungs- und Verkehrsfläche hinzugekommen. Das sind 54 000 Quadratmeter – und entspricht 540 schön großen Wohnungen – um vom leidigen Vergleich mit den Fußballfeldern einmal wegzukommen. Dafür verschwinden still und leise Acker, Wiesen und Wälder. Geopfert wird hier ein Fleckchen, da ein Feld, dort ein Brachgelände. Flächen, auf denen Nahrungsmittel produziert werden, werden immer weiter „abgeknabbert“. Ein steter Flächenfraß, der dafür sorgt, dass Grundnahrungsmittel weitere Wege zurücklegen müssen – was den zusätzlichen Ausbau der Infrastruktur unterstützt.

Gleichzeitig schwillt der Ruf nach regionaler Produktion an. Das Pandemie-Erlebnis, vor leeren Regalen im Supermarkt zu stehen und plötzlich kein Mehl mehr fürs Kuchenbacken zu bekommen, ist neu für die Nachkriegs-Wohlstandsgesellschaft. Aber bleibt der Eindruck nachhaltig? Schnell schleifen sich solche Impulse im Gewohnheitstrott ab – und die Spirale dreht sich weiter: mehr, billiger, von weiter her.

Wenn Gerste, die jahrzehntelang im Nachbarort verarbeitet wurde, plötzlich durch einen ein paar Cent günstigeren Import aus Südamerika ersetzt wird, läuft etwas falsch. Und es gibt weitere, genauso wenig nachvollziehbare Beispiele für unsinnige Transportwege regionaler Erzeugnisse.

Zum Glück gibt es indes positive Signale: Bis 2007 lag der tägliche Flächenverbrauch in Baden-Württemberg eher bei zehn Hektar als bei fünf. Noch besser wäre, er läge näher bei Null. Das geht so: Wir sollten uns einfach weniger gönnen – von vielem.