Joana Rettig zu den Querdenker-Demonstrationen Querdenker-Demonstrationen: Warum das alles - und warum so?

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Joana Rettig
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Ich habe Fragen. Fragen, die mich seit Beginn der Querdenker-Bewegung umtreiben. Selbst, wenn es dieses Mal ruhig war auf der Demo in Darmstadt, oder auch in Ludwigshafen. In beiden Fällen waren aber nur wenige Menschen am Demonstrieren. Gleichzeitig gab es eine „spontane“ Ansammlung in Sinsheim, die aufgelöst werden musste.

Ich frage mich immer wieder: warum? Warum geht ihr normal kritisch Denkenden mit Rechtsextremen auf die Straße? Mit Corona-Leugnenden, Verschwörungsidioten, Reichsbürgerinnen und -bürgern? Menschen, die den Holocaust leugnen oder verharmlosen. Ihr gebt ihnen eure Stimme. Macht so aus Kleingruppen eine Masse.

Warum nehmt ihr in Kauf, dass Menschen wegen eurer Unvernunft sterben? Ihr haltet nichts von Abstand und Maske - okay. Glaubt, was ihr wollt, auch wenn die Wissenschaft etwas anderes sagt. Die Sache ist die: Es schadet euch nicht, wenn ihr bei einer Demo Abstand haltet und Mund und Nase verdeckt. Kritik an machen Corona-Maßnahmen ist mehr als gerechtfertigt - aber habt ihr kein Gewissen? Eine Studie des Mannheimer ZEW zeigt, dass eure Demos Superspreader-Events sind. Wegen euch stecken sich Tausende mit dem Virus an. Faktisch seid ihr mit schuld am Tod von vielen Menschen.

Warum seid ihr so aggressiv gegenüber der Presse und Menschen, die gegen euch demonstrieren? Ihr behauptet, man dürfe seine Meinung nicht frei äußern, erwähnt Artikel 5 des Grundgesetzes. Und während ihr von Zensur und Meinungsdiktatur schwurbelt, macht ihr von Artikel 5 Gebrauch. Gleichzeitig haltet ihr es nicht aus, dass auch andere dieses Recht nutzen. Ihr ertragt keine andere Meinung, ihr ertragt die Pressefreiheit nicht.

Liebe Politik, liebe Polizei: Warum reagiert ihr so zaghaft? Querdenkende lachen über euch, kündigen groß an, dass sie sich nicht an die Vorgaben halten. Und ihr lasst das zu? In Kassel schreitet die Polizei kaum ein, weil man extreme Bilder vermeiden wollte - stattdessen kursieren Videos im Netz, wie hart mit Demonstrierenden der Gegenseite umgegangen wird. Es ist absurd und nicht nachvollziehbar. Wie wollt ihr Bürgerinnen und Bürger, die sich seit Monaten einschränken, dazu bewegen, das weiter zu tun, wenn hier klar mit zweierlei Maß gemessen wird?

Ja, die Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut. Aber wenn Vorgaben zur Sicherheit und damit zum Aufrechterhalten der körperlichen Unversehrtheit (Artikel 2 im Grundgesetz) mit Füßen getreten werden - muss dem ein Riegel vorgeschoben werden.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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