Mannheim Prozess um Schockanrufe in Heidelberg: Betrug mit Psychoterror

Mit dem "Enkeltrick" setzen Banden ihre meist älteren Opfer psychologisch unter Druck. Waltraud Kirsch-Mayer beklagt, dass der Justiz am Ende nur die "kleinen Fische" ins Netz gehen - die großen tauchen ab

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Waltraud Kirsch-Mayer
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Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen“, lautet ein Sprichwort. Inzwischen trifft eher zu: Die Kleinen werden geschnappt, die Großen tauchen ab. Dies gilt insbesondere für das Millionengeschäft mit Schockanrufen - was sich einmal mehr vor dem Landgericht Heidelberg offenbarte. Zwar ist ein Geldkurier zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, allerdings blieben die Drahtzieher im Dunklen.

Stets geht es um gleiche Masche: Hochbetagte werden emotional unter Druck gesetzt, um an ihr Erspartes zu kommen. Banden haben den „Enkeltrick“ zu Psychoterror weiter entwickelt. Mittels ins Telefon geheulter Botschaften wie „Mama, ich habe jemanden tot gefahren!“ Außerdem werden die von gemimten Polizisten wie Staatsanwälten gesponnenen Lügen raffiniert aufgepeppt: Neuerdings schlagen Kriminelle zur Übergabe von Geld und Gold als Kaution zum Abwenden einer angeblichen Inhaftierung seriös klingende Orte vor. Beispielsweise Gerichtsgebäude.

Über 1000 Getäuschte

Auch wenn laut Stuttgarter Innenministerium ältere Menschen bei neun von zehn betrügerischen Anrufen misstrauisch werden, haben 2022 in Baden-Württemberg über 1000 Getäuschte mehr als 20 Millionen Euro ausgehändigt. Dass Banden aus Telefonbüchern bevorzugt Personen mit altmodischen Vornamen herausfischen, hat sich herumgesprochen. Darauf reagierte die Endsiebzigerin Ottilie H. und schaffte zugunsten eines (Senioren-)Handys ihren Festanschluss mit nachschlagbarer Nummer ab. Auch eine Form von Prävention!

Justiz

Landgericht Heidelberg: Sechs Jahre Haft für Mitglied von Schockanruf-Bande

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Waltraud Kirsch-Mayer
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