Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Protest der Klinikum-Beschäftigten ist völlig verständlich

Das wird sicher keine Vergnügungsreise nach Stuttgart. Nicht nur wegen der eisigen Temperaturen, die eine Kundgebung vor dem Landtag wenig verlockend erscheinen lassen. Weil ja die Patienten im Mannheimer Klinikum auch an diesem Donnerstag versorgt werden müssen, erfordert die auswärtige Betriebsversammlung – um die es sich offiziell handelt – viel organisatorisches Talent. Auch die Geschäftsführer fahren mit. Ihr Ärger, was den Stillstand in Sachen Zusammengehen mit der Heidelberger Universitätsmedizin angeht, ist sicher nicht weniger groß als bei den Beschäftigten. Wäre es nicht völlig unüblich, dass gewählte Volksvertreter gegeneinander protestieren, könnte man problemlos auch einen Bus für den Mannheimer Gemeinderat bestellen. Da wären wohl alle dabei, allen voran Oberbürgermeister und Kämmerer.

Die Proteststimmung ist überaus verständlich. Nicht nur in der Region sind sich alle seit mehr als zwei Jahren einig, wie nützlich eine Fusion der beiden Krankenhäuser wäre. Das davon ganz Baden-Württemberg profitieren würde, haben seither auch unzählige Gutachten bestätigt. Umso verstörender, wie die Landesregierung – insbesondere der Ministerpräsident – sich bei dem Thema weiter bockig stellt. Selbst für einen Verbund als losere Version gibt es angeblich noch Prüfungsbedarf. Dabei liegen doch alle Fakten längst auf dem Tisch.

Auch wenn das beliebte Klagelied, Mannheim werde in Stuttgart ignoriert, oft überzogen ist: In diesem Fall trifft es leider zu. Offenbar gibt es da eine Art schwäbisches Kirchturmdenken, geteilt auch am einen oder anderen badischen Krankenhaus-Standort, das Projekt nur als Konkurrenz zu begreifen. Aber für die Regierung müsste das Wohl des gesamten Landes Priorität haben. Und nirgendwo sind die Wachstumschancen auf diesem immens wichtigen Zukunftsmarkt so ausgezeichnet wie hier.

Es ist daher sehr wichtig, die Regierung immer wieder an ihre Verantwortung zu erinnern. Auch mit Protesten direkt vor ihren Türen, mag es noch so eisig sein.