Ketzerisch formuliert, muss man vermutlich froh sein, wenn sich vor der Oberbürgermeisterwahl in Ludwigshafen im kommenden Jahr überhaupt der eine oder andere geeignete Kandidat finden lässt, der an die Stadtspitze strebt. Denn so wirklich Lust auf den Job haben die Worte der Amtsinhaberin Jutta Steinruck nicht gemacht, mit denen sie kürzlich ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur begründet und erklärt hat. In den Kommunen gebe es ihrer Ansicht nach kaum noch Gestaltungsspielraum, weil die finanzielle Ausstattung durch Bund und Land zu wünschen übrig lasse. Das immens verschuldete Ludwigshafen ist davon bekanntermaßen in besonderem Maße betroffen. Ihr Ärger darüber und über die Regierung in Mainz führte sogar zum Bruch mit ihrer langjährigen Partei, der SPD. Steinruck, die zweifelsohne brannte für diese Aufgabe und ihre Stadt, ist über die Jahre müde geworden, zermürbt.
Dass sie das selbst erkannt hat, zeugt von einer gewissen Größe. Dennoch dürfte die Drastik ihres Rundumschlags auf potenzielle Nachfolger oder Nachfolgerinnen abschreckend gewirkt haben. Der für viele naheliegende CDU-Kandidat Peter Uebel (Wahlverlierer von 2017) jedenfalls will lieber bis zum Ruhestand seine Arztpraxis weiterbetreiben. Spaß hätte er am OB-Amt aber gehabt, versichert er.
Diesen überlässt er nun einem anderen Bewerber, der am Dienstag präsentiert wird. Damit bringt die CDU Bewegung in den OB-Wahlkampf, der nach dem Verzicht der beiden Kontrahenten aus dem Jahr 2017 also Spannung verspricht. Auch deshalb, weil neben der SPD, die sieben der letzten acht Oberbürgermeister in Ludwigshafen stellte, erstmals die AfD einen eigenen Kandidaten nominieren möchte - nach dem starken Ergebnis bei der Kommunalwahl mit knapp 20 Prozent ein logischer Schritt. Beide Parteien wollen sich aber noch bis Jahresende Zeit lassen mit ihrer Entscheidung.
Wer auch immer ab 2026 die Nachfolge von Jutta Steinruck antritt, den erwarten zweifelsohne immense Herausforderungen. Ihr Frust ist sicher nicht unbegründet. Gleichzeitig bietet der aktuelle Umbruch in Ludwigshafen auch große Chancen, städtebauliche Meilensteine mit zu beeinflussen. Da seien etwa die Vollendung der Hochstraßen und die Entwicklung des neuen Stadtquartiers rund um die geplante Helmut-Kohl-Allee zu nennen. Das neue Stadtoberhaupt könnte aller finanziellen Nöte zum Trotz schnelle Erfolge erzielen. Die Aussichten sind also keinesfalls nur düster.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Oberbürgermeister-Amt in Ludwigshafen verspricht trotz Krisen schnelle Erfolge
Jutta Steinruck hat mit ihrer Verzichtserklärung nicht gerade Lust gemacht auf das Amt des Oberberbürgermeisters in Ludwigshafen. Julian Eistetter betont, dass die Aufgabe trotz finanzieller Nöte auch reizvoll ist