Corona-bedingte Lernlücken bei Schülerinnen und Schülern schließen – das soll das Programm „Lernen mit Rückenwind“. Aber von den Oppositionsparteien bläst dem Land eher heftiger Gegenwind ins Gesicht: Es gebe dafür nicht genug Personal, und der bürokratische Aufwand sei enorm.
Dass die Politik mit ihren Vorwürfen nicht gänzlich falsch liegt, bestätigen Rektorinnen und Rektoren durchaus. Was sie und ihre Kollegien – neben dem täglich größer werdenden Aufwand fürs Corona-Krisenmanagement – zusätzlich leisten müssen, um das Programm auf die Beine zu stellen, ist fast nicht zumutbar. Und auch einige Helfer, die sich gerne bei „Rückenwind“ einbringen würden, verzweifeln beinahe angesichts stapelweise auszufüllender Formulare und unzähliger vorzulegender Nachweise.
Dennoch: Trotz aller Hürden, die sich auftürmen, stimmt die Richtung. Es gibt zwar massive Startschwierigkeiten. Aber auch viel guten Willen und Bemühungen auf allen Ebenen, die Probleme zu lösen – immer häufiger im direkten Kontakt der Behörden mit denen, die vor Ort tätig werden wollen. Wenn die Verträge erst einmal unterschrieben sind, die Struktur steht, die Förderung flächendeckend anläuft – dann kann „Rückenwind“ zu einer richtig guten Sache werden.
Dennoch wird ein Aufholprogramm für Lernlücken, auch wenn es noch so rund laufen sollte, immer nur eine Notlösung sein können. Denn strukturell ändert sich an den Schulen dadurch nichts. Völlig unabhängig von Corona werden die Unterrichtsausfälle immer dramatischer – insbesondere an vielen Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren heißt es angesichts fehlender Lehrkräfte Land unter. Aber die Not ist auch anderswo groß, die Kollegien sind unterbesetzt.
Mittlerweile liegt der Haushaltsplan-Entwurf des Landes für 2022 auf dem Tisch. Die Kultusministerin möchte eigentlich 840 neue Stellen schaffen – das würde lediglich die dringendsten Lücken schließen. Doch der Entwurf sieht weit weniger als die Hälfte vor – angesichts der dramatischen Unterversorgung eine Unverschämtheit. Der beste Rückenwind hilft nichts, wenn den Schulen bei der Lehrerversorgung ein Orkan entgegenbläst.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Nur eine Notlösung
Bertram Bähr zu Startproblemen bei „Rückenwind“