London. Direkt im Herzen des Londoner Stadtteils Brentford, in dem das deutsche Frauen-Nationalteam während der an diesem Mittwoch beginnenden Europameisterschaft untergebracht ist, liegt der Pub „The Six Bells“. Die Kneipe war lange ein Anlaufpunkt für Homosexuelle. Angesichts des nahenden Turniers betont Besitzer Peter Clark aber, dass allen Gästen die Tür offen steht. Ihm kommt die Frauen-EM nach der Corona-Pandemie wie gerufen.
Auch sonst gibt es im Land keine Zweifel, dass England gewillt ist, die EM zu einer großen Party zu machen. 500 000 Tickets sind bereits verkauft – mehr als doppelt so viele wie bei der vergangenen EM in den Niederlanden. Am Fernseher werden 250 Millionen Zuschauer erwartet. Es wäre ein Rekord.
Der englische Verband FA kündigt „das größte europäische Frauensport-Event der Geschichte“ an. Das Eröffnungsspiel England gegen Österreich (Mittwoch 21 Uhr/live in der ARD) im Old-Trafford-Stadion von Manchester ist seit Monaten ausverkauft. Mehr als 74 000 Menschen werden nicht nur ein Heidenspektakel veranstalten, sondern auch locker den EM-Rekord vom Finale 2013 mit 41 301 Besuchern im schwedischen Solna überbieten. Damals setzte sich das deutsche Team die EM-Krone auf.
Beim Endspiel am 31. Juli im Londoner Wembley-Stadion sollen jetzt aber die Engländerinnen vor heimischer Kulisse jubeln und beweisen, dass sie es besser können als die Männer an selber Stelle vor einem Jahr. Es scheint alles angerichtet für den ersten Titel Englands im Frauenfußball. Das bislang einzige Finale ging bei der EM 2009 mit 2:6 gegen Deutschland verloren.
„Ein Erfolg wäre das Turnier für England erst, wenn sie die Trophäe stemmen“, sagt Ex-Nationalspielerin und BBC-Moderatorin Alex Scott. „Bei all dem Aufwand sollten sie gewinnen.“ Die Erwartungshaltung war Nationaltrainerin Sarina Wiegman bewusst, als die Niederländerin 2020 ihr Amt antrat.
Wiegman hat schon 2017 ein Heimturnier gewonnen – damals mit den Niederlanden. Nun soll die 52-Jährige erneut den EM-Thron erklimmen. Sie ist sich ihrer Verantwortung bewusst und wählte im Vorfeld des Turniers entsprechend große Worte: „Ich hoffe, wir werden es zu einem Ereignis machen, an das sich alle für immer erinnern werden.“
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