Kommentar Neuer Betriebshof in Heidelberg: Toller und teurer Kompromiss

Neubau auf wenig Platz im laufenden Betrieb: Den neuen Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH mitten in der Stadt zu bauen, ist eine riesige Herausforderung. Gefunden wurde eine tolle Lösung

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Michaela Roßner
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Eine Elektro-Bustankstelle für 30 Gelenkbusse samt schwerer Ladeinfrastruktur in rund 20 Metern Höhe – und zwar auf dem Dach einer Fahrzeughalle, in der bis zu 32 Straßenbahnen schlummern oder gepflegt und flottgemacht werden? Die Planungen für den neuen Betriebshof in Heidelberg lassen einem ehrfürchtig den Mund offenstehen. Verkehrsunternehmen und Stadt gehen hier mutig voran. Vergleichbares gibt es in der Welt bisher allenfalls ansatzweise in der Nähe von Paris und in Tel Aviv.

Allerdings wird von den Planern auch nicht viel weniger als das gefordert, was gerne als „Quadratur des Kreises“ gewürdigt wird: eine Sanierung des quirligen ÖPNV-Zentrums im laufenden Betrieb und am selben Standort. Dazu mit hohem ökologischem Anspruch.

Neuer Betriebshof

Schon 2026 könnte Bau in Heidelberg beginnen

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Michaela Roßner
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Die Idee, die Busse aufs Dach rollen zu lassen, ist aus der Not geboren, könnte aber durchaus zu einem Zukunftskonzept auch für anderes werden. Der Platz in den Städten wird immer knapper, ein weiterer Flächenverbrauch auf der grünen Wiese verbietet sich aber auch.

Wir werden uns schon sehr bald wundern, dass wir Jahrzehnte lang unsere Stadtflächen einfach so mit stehenden Autos blockierten. Heute ist klar, wie kostbar Entsiegelung, Parks und Freiräume in der City sind. Architektur und Stadtplanung wird mit der Unterstützung von Ingenieurwissen künftig weitere spannende Lösungen finden und realisieren müssen.

Die nun berechnete Investitionssumme für den neuen Betriebshof von 120 Millionen Euro – plus 22 Millionen Euro für die dezentrale Abstellfläche in Wieblingen – lässt einen zwar leicht schwindelig werden. Im Vergleich etwa mit dem fast fertigen Heidelberger Congresszentrum und seinen Kosten von aktuell 110 Millionen Euro wirkt der Betriebshof aber noch eher tiefgestapelt.

Der grobe Entwurf des „Betriebshof-Doppeldeckers“ scheint ein toller Kompromiss zu sein, der allen Anforderungen gerecht wird. Nun muss es aber auch bald losgehen mit der konkreten Umsetzung. Denn die Arbeitsbedingungen im alten Betriebshof sind schon lange vor allem eins für die Mitarbeiter: eine Zumutung.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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