Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Neue Fahrradstraßen für Mannheim: Das Auto ist der Knackpunkt

Die erste Reaktion wird meistens ähnlich ausfallen: Neue Fahrradstraßen für Mannheim? Ja, klar, warum nicht. Hilft einigen und tut nur wenigen weh. Entspricht ja auch dem Zeitgeist, alla hopp! Beim näheren Hinsehen wird so mancher Autofahrer jedoch schwer schlucken müssen: Auf einer der zwei zentralen Zufahrten in die östliche Innenstadt – der Straße südlich der Kunststraße – sollen Pkws künftig mehr oder weniger nur noch Gäste sein? Und das, obwohl die Straße doch so wichtig ist, um etwa die Parkhäuser des Stadthauses, des Cineplex oder von N 6 zu erreichen? Und das ist vermutlich erst der Anfang.

Denn wenn Mannheim seine eigenen Beschlüsse ernst nimmt, darf die Frage künftig nicht mehr sein: Wo weisen wir neue Fahrradstraßen aus? Sondern sie muss lauten: Wo dürfen Autos eigentlich noch fahren?

Nur zur Erinnerung: Der Gemeinderat hat Ende des vergangenen Jahres beschlossen, dass die Stadt bis 2030 klimaneutral werden soll. Das bedeutet: Innerhalb der nächsten sechseinhalb Jahre muss der CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um mindestens 80 Prozent sinken. Und das wiederum heißt – wenn man mal davon ausgeht, dass diese „unvermeidbaren“ 20 Prozent vermutlich für die Industrieproduktion und Wärmeerzeugung benötigt werden –, dass die Emissionen des Verkehrs mehr oder weniger auf null fallen müssen.

Werden aber in sechseinhalb Jahren nur noch Elektro- oder Wasserstoffautos durch Mannheim fahren? Eher nicht.

Darum stellt sich also ganz grundsätzlich die Frage: Wie will die Stadt mit den Autos umgehen? Welche Brisanz darin steckt, hat der – vergleichsweise läppische – Verkehrsversuch zu Genüge gezeigt. Wenn Mannheim seinen eigenen Beschluss ernst nimmt, muss diese Frage jedoch diskutiert werden – und zwar ziemlich schnell, denn die bauliche Umsetzung eventueller Maßnahmen dürfte dauern. Die Kandidatinnen und Kandidaten für die Oberbürgermeister-Wahl in nicht mal vier Wochen sind uns also ein paar Antworten schuldig.