Kommentar Musikmarkt: Auf den Jubel folgt das Aber

Jörg Peter Klotz zum Zuwachs des Musikmarkts

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Jörg-Peter Klotz
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Dass der deutsche Musikmarkt trotz Krieg, Krisen, Inflation und Pandemie munter weiterwächst und mit 2,07 Milliarden Euro ein fast vergessenes Umsatzniveau erreicht, ist großartig. Weil es zeigt, dass Menschen Kunst etwas wert ist. Immer häufiger auch ohne physische Gegenleistung in Form von CDs (wobei die Nachfrage nach Vinyl-LPs weiter dezent zulegt).

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Auf den berechtigten Jubel folgt allerdings zwingend ein Aber: Wenn Streaming fast drei Viertel aller Umsätze mit aufgenommener Musik ausmacht, wird die Verteilungsproblematik umso prekärer. Denn nicht mal Spotify macht ja nennenswert Gewinn. Das Gros der Umsätze landet über den Back-Katalog bei arrivierten Superstars und wenigen jüngeren Abräumern wie Ed Sheeran, Taylor Swift oder hierzulande Apache 207. Ähnlich viel verschwindet Black-Box-artig bei großen Plattenfirmen oder Verlagen. Was junge Kreative abbekommen (selbst wenn sie millionenfach geklickt werden), ist zum Erbarmen – und reicht vielleicht für die Jahresmiete. Die Stars von morgen werden so nicht groß, sie können nicht mal halbwegs verlässlich planen – nicht zuletzt, weil das Live-Publikum lieber sehr viel Geld für die ganz großen Namen ausgibt. Aus Branchenkreisen hört man allerdings, dass selbst Branchenriesen wie Universal auf neue Verteilmodelle beim Streaming drängen. Man darf gespannt sein, ob sie nachhaltig ausfallen – oder nur im Sinne der eigenen Gewinnmaximierung.

Ressortleitung Stv. Kulturchef