Kommentar Mit Strampeln alleine ist das Klima nicht zu retten

Bei der Aktion "Stadtradeln" treten viele Menschen in die Pedale, um Kilometer für den Klimaschutz zu machen. Entscheidend ist aber, dass die Kommunen Mobilität neu denken, kommentiert Hans-Jürgen Emmerich

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Wenn es nach den Zahlen beim Stadtradeln geht, dann tritt der Klimaschutz kräftig in die Pedale, auch in der Region zwischen Neckar und Bergstraße. Wieder sind es etliche hundert Radkilometer mehr in der Statistik, und die Zahl des damit eingesparten Kohlendioxids nähert sich in der Region allmählich der Marke von 100 Tonnen – innerhalb von nur drei Wochen, wohlgemerkt.

Verkehr als Klimakiller

Doch bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass es noch viel Luft nach oben gibt. Eine einzige Gemeinde produziert durch den Verkehr tausende Tonnen CO2 jährlich. In Edingen-Neckarhausen zum Beispiel waren es 2019 nach einer Erhebung des Kreises rund 25 000 Tonnen. Gemessen an den gesamten Emissionen ist der Anteil seit 2010 gar um zwei Prozentpunkte angestiegen. In der beim Stadtradeln so erfolgreichen Stadt Ladenburg ist sogar ein absoluter Anstieg zu verzeichnen, auf mehr als 35 000 Tonnen.

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Das alles zeigt: Es gibt noch viel zu tun. Trotz aller Bekenntnisse zum Klimaschutz fallen im Detail immer wieder Entscheidungen zugunsten des Autos, angefangen bei der großzügigen Bemessung von Abstellplätzen und deren kostenloser Bereitstellung im öffentlichen Bereich. Wer das Fahrrad als klimafreundliches Verkehrsmittel forcieren will, muss etwas dafür tun. Das geht bei sicheren Radwegen durch die Städte und Gemeinden los und hört bei komfortablen Abstellmöglichkeiten für die Fahrräder auf.

Mobilität neu denken

Eine Chance dafür bieten die Mobilitätskonzepte, die derzeit etwa in Schriesheim und Heddesheim erarbeitet werden. Damit lässt sich Mobilität neu denken. Erste Vorschläge für die Weinstadt Schriesheim sehen gleich drei sogenannte Fahrradstraßen vor, in denen Autos den Rädern den Vorrang einräumen müssen. Solange aber den Autofahrenden der rote Teppich ausgelegt wird und sie mit ihrem „heiligen Blech“ bequem bis vor die Haustür kommen, während Radler im Alltag mitunter mangels sicherer Wege sogar um Leib und Leben fürchten müssen, ist ein wirklich fahrradfreundliches Klima nicht in Sicht. Von klimaneutralen und CO2-freien Kommunen ganz zu schweigen.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.