Kommentar Mehr Pragmatismus im Kampf gegen Corona

Stefanie Ball zum Management der Corona-Pandemie

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Stefanie Ball
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Die Situation erinnert an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“, in dem ein zynischer Wetteransager in einer Zeitschleife gefangen ist und jeden Morgen feststellt, dass er immer noch in einer langweiligen Kleinstadt in Pennsylvania festhängt, um über das Erscheinen des Murmeltieres zu berichten. Verwundert reibt man sich im Deutschland des zu Ende gehenden Jahres 2021 die Augen und liest über Thüringen, das als erstes Bundesland die Schulen schließt, über Kontaktbeschränkungen, Sperrstunden, verschärfte 2GPlus-Regeln, das Tragen von FFP2-Masken in Innenräumen, über das Für und Wider einer Impfpflicht und das Einrichten eines Impfregisters.

Es klingt so, als habe die Pandemie gerade erst begonnen, nicht als steckten wir nicht schon zwei Jahre in dem Schlamassel. Während Phil Connors alias Bill Murray aber bald erkennt, dass er in den Verlauf seiner Geschichte eingreifen und diese zu einem guten Ende bringen kann, können wir dies zwar auch, tun es aber zu spät, zu zögerlich.

Man möchte weiß Gott nicht im diktatorisch regierten China leben, wo schon 60 nachgewiesene Coronafälle ausreichen, eine 13-Millionen-Stadt auf unbestimmte Zeit abzuriegeln. Etwas mehr Beherztheit und Pragmatismus wäre der Politik aber zu wünschen. In Zeiten der Krise können wir es uns nicht leisten, alles bis ins Letzte durchzudiskutieren und jeden Bürger, wie es so schön heißt, „mitzunehmen“.

Die Fakten sprechen für sich: Die neue Virusvariante Omikron wird Deutschland hart treffen. Es ist dabei ein gängiges Missverständnis, dass dies nicht so dramatisch sei, weil der Krankheitsverlauf – wahrscheinlich – milder ist. Die Masse der dann Infizierten sind das Problem, es werden einfach zu viele erkranken, darunter Ärztinnen, Pflegekräfte, Polizisten, Menschen in den Fabriken, an den Supermarktkassen, die das System am Laufen halten. Es werden auch immer noch viele schwer erkranken, so dass erneut ein Kollaps des Gesundheitssystems droht.

Sollte sich angesichts dieser Aussichten trotzdem jemand um seine Freiheit sorgen, der sei vergewissert, dass Fehler in einer nach dem Prinzip der Gewaltenteilung funktionierenden Demokratie auch noch nachträglich korrigiert werden können – und zwar durch die dritte, Recht sprechende Gewalt. Tatsächlich haben den Klageweg bereits Tausende beschritten, die der Meinung waren, der Staat habe mit den Corona-Maßnahmen zu stark in ihre Grundrechte eingegriffen. Erfolgreich war nur ein geringer Prozentsatz.

Freie Autorin

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