Bundeskanzler Olaf Scholz hat das Thema Wohnen schon vor Jahren zur zentralen sozialen Frage unserer Zeit erklärt. Alle, die in Mannheim gerade eine Wohnung oder ein Haus suchen, werden ihm da zustimmen. Schließlich sind die Preise immer noch extrem hoch – wenn man überhaupt etwas Passendes findet. Von den Nebenkosten einmal ganz abgesehen. Die Stadt kennt dieses Problem und hat in den vergangenen Jahren einiges getan, um es zu bekämpfen. Doch die neue wohnungspolitische Strategie, die nun auf dem Tisch liegt, wirkt – mit Verlaub – relativ schwach auf der Brust.
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Zwar ist es sicher richtig, angesichts der immens schwierigen Situation in der Branche die Bauherren und -frauen nicht noch deutlich stärker in die Verantwortung zu nehmen. Sonst käme die Neubautätigkeit womöglich nahezu komplett zum Erliegen – womit niemandem geholfen wäre. Auch zeigen einige bereits beschlossene Maßnahmen – Stichwort Zweckentfremdungsverbot, kommunales Vorkaufsrecht oder Mindesteigentumsquote –, dass zwischen politischem Wunsch und rechtlicher Wirklichkeit durchaus beachtenswerte Lücken bestehen.
Doch abgesehen vom angedachten Paradigmenwechsel bei den Gewerbegebieten, der sicher noch heiß diskutiert werden wird, wirken die restlichen Ideen aus dem Dezernat von Ralf Eisenhauer (SPD) wie Stückwerk. Eine Wohnungstauschbörse, die in Freiburg in knapp zwei Jahren zu fünf beabsichtigten Umzügen führte, kann man sich sparen.
Das neue Beratungsangebot für Gebäudebesitzer geht zwar in die richtige Richtung. Aber was lässt sich mit einer Personalstelle schon bewerkstelligen? Wäre es nicht sinnvoller, Stadtteil für Stadtteil systematisch die Potenziale zu analysieren und gezielt auf die Eigentümer zuzugehen?
Die Strategie fasst viel zusammen, was bereits läuft oder geschehen ist. Aber bei den Ideen für die Zukunft bleibt sie unterm Strich oft sehr vage. Da muss noch mehr kommen. Schließlich geht es um eine der zentralen sozialen Fragen unserer Zeit.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheims Wohnungsstrategie ist zu schwach auf der Brust
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