Kommentar Mannheims Fernwärme-Ausbau muss transparenter werden

Mannheim will sein Fernwärmenetz ausbauen. Doch die Bürgerinnen und Bürger werden dabei zu wenig in die Diskussion eingebunden, kritisiert Martin Geiger

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Martin Geiger
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Ukraine-Krieg, Energiekrise, neues Heizungsgesetz: Kein Wunder, dass vielen Mannheimerinnen und Mannheimern die Fernwärme beim Heizen als Königsweg erscheint – und die Nachfrage entsprechend groß ist. Darum gibt es viele, die sich einen stärkeren Ausbau des Netzes gewünscht hätten. Zumal Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell noch vor einigen Wochen im Gemeinderat eine schnellere Erweiterung angekündigt hatte.

Dabei gibt es jedoch so manches zu bedenken. Immerhin fällt in nicht einmal zehn Jahren der Fernwärme-Hauptlieferant, das Grosskraftwerk Mannheim (GKM), aufgrund des Kohleausstiegs weg. Und die Umstellung auf die kleinteiligen, klimaneutralen Alternativen ist mühsam. Zudem fragt man sich angesichts des Fachkräftemangels, wer die zehntausend neuen Anschlüsse eigentlich verlegen soll; oder wer letztlich die immensen Kosten dafür trägt – von denen seltsamerweise nicht einmal eine grobe Schätzung mitgeteilt wird. All das sind Fragen, die noch viel stärker und detaillierter öffentlich diskutiert werden müssen.

Wärmeplanung

Fernwärme-Ausbau und Heizungsgesetz: Das ändert sich in Mannheim

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Die Wärmeplanung ist eine städtische Aufgabe. Der Gemeinderat muss sie beschließen. Es handelt sich also um eine politische Entscheidung. Darum ist so viel Transparenz wie möglich nötig. Es kann nicht sein, dass die Verwaltung in Zusammenarbeit mit der MVV und einem ihrer Tochterunternehmen ein Konzept erstellt, das nur hinter verschlossenen Türen intensiv diskutiert wird – und öffentlich als nur noch in Nuancen veränderbar dargestellt wird. Echte Bürgerbeteiligung ist das nicht.

Das soll gar nicht heißen, dass der eingeschlagene Weg nicht sinnvoll ist. Aber die Wärmeplanung hat auf Jahrzehnte hinaus Auswirkungen auf praktisch jedes Wohn- und Schlafzimmer in der Stadt. Da sollte die Verwaltung – am besten in den jeweiligen Bezirksbeiräten – den Bürgerinnen und Bürgern schon im direkten Austausch detailliert erklären, warum in ihrem Viertel der Fernwärme-Ausbau erfolgt – oder warum er eventuell zu teuer oder technisch nicht möglich ist.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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