Die Einladung lässt nichts Gutes verheißen: Sieben Herren der Städte Mannheim und Ludwigshafen sowie von der RNV wollen über die regionale Verkehrsinfrastruktur informieren. In der Mail fallen die besorgniserregenden Stichworte „Hochstraße Süd“ und „größere Baumaßnahmen in Mannheim“. Und Oberbürgermeister Christian Specht spricht am Donnerstagabend in Feudenheim auch noch von einer „Hiobsbotschaft“ mit Blick auf das Pressegespräch. Doch so schlimm kommt es dann doch nicht - vom Verkehrskollaps kann keine Rede sein.
Aber die vorgestellte Planung zeigt, wie eng die Region am (Verkehrs-)Abgrund wandelt. Das wissen die Beteiligten aus Kommunen und Verkehrsverbänden. Und sie beweisen mit dem vorgestellten Baustellenmanagement, dass Absprachen über Stadt- und Ländergrenzen hinweg immens wichtig sind und immer wichtiger werden. Jetzt hat das - und das ist die positive Nachricht - gut funktioniert.
Nach etlichen vorbereitenden Sitzungen wird der Öffentlichkeit ein Baustellenfahrplan präsentiert, der noch erträglich ist. Ja, dass die Konrad-Adenauer-Brücke für Straßenbahnen gesperrt werden muss und Autofahrer auf der Kurt-Schumacher-Brücke mit Behinderungen rechnen müssen, ist nervig. Und doch halten sich die Einschränkungen in Grenzen. Zumindest nach heutigem Stand.
Denn leider - und das ist die negative Botschaft - heißt das noch gar nichts. Denn der Zeitplan ist derart eng getaktet, dass die Verantwortlichen nur wenig Puffer haben. Auf den Schienen und Straßen in der Region darf sonst nicht viel passieren, schon gar nicht auf den beiden Rheinbrücken. Sonst droht der Verkehrsinfarkt zwischen Mannheim und Ludwigshafen.
Das Risiko ist gar nicht so klein, dass das Gesamtkonstrukt ins Wanken geraten könnte: Von März bis Oktober geht eine Baustelle in die nächste über, manche laufen parallel. Für den ersten Sanierungsabschnitt auf der Kurt-Schumacher-Brücke muss sogar zwingend das Zeitfenster der Riedbahn-Sanierung genutzt werden. Sonst muss die Region darauf warten, dass die Deutsche Bahn den Zugverkehr auf der Strecke extra für die Bauarbeiten mehrere Wochen unterbricht.
Investitionen in die Infrastruktur werden das Mega-Thema für öffentliche Haushalte in den kommenden Jahren. Abgesehen von der Frage, wie das finanziert werden soll, bedeutet das für alle Verkehrsteilnehmer: Wir werden uns auf deutlich mehr Behinderungen einstellen müssen. Und zwar auf allen Verkehrswegen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-mannheim-und-ludwigshafen-wandeln-immer-enger-am-verkehrs-abgrund-_arid,2179251.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/feudenheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheim und Ludwigshafen wandeln immer enger am (Verkehrs-)Abgrund
Baustellen auf beiden Rheinbrücken werden für Verkehrsbehinderungen sorgen. Die werden sich in Grenzen halten - noch. Aber die Region wandelt am Abgrund, findet Florian Karlein