Es klingt wie eine Kleinigkeit, wie Routine: Der Kauf eines Fahrzeugs für die Feuerwehr – eine derartige Beschlussvorlage wird üblicherweise im Mannheimer Gemeinderat ganz schnell durchgewunken. Bei solchen Notwendigkeiten für die Sicherheit ist man sich parteiübergreifend einig.
Doch jetzt steckt mehr dahinter. Ludwigshafen schafft ein Spezialfahrzeug an, und Mannheim beteiligt sich daran und finanziert knapp ein Drittel mit. Und das ist schon etwas Besonderes – zwar nicht unter Feuerwehrleuten, aber in der Kommunalpolitik.
Dass sich die Feuerwehren von Mannheim und Ludwigshafen gegenseitig helfen, stellt schon lange eine Selbstverständlichkeit dar. Die prima regionale Zusammenarbeit der „Blaulichtfamilie“ wird nicht nur immer wieder auf dem Maimarkt unter dem Motto „Schulterschluss“ der Öffentlichkeit demonstriert – sie ist Alltag. Erst kürzlich übernahm, weil alle Ludwigshafener Einsatzkräfte bei einem Hochhausbrand gebunden waren, kurzerhand ein Mannheimer Löschzug die Bereitschaft, bei eventuellen Paralleleinsätzen auszurücken. Dafür haben die Mannheimer umgekehrt schon oft einen Einsatzleitwagen aus Ludwigshafen angefordert, weil ihr Exemplar altersschwach war. Im Notfall ist der Rhein keine Grenze. Es gab schon Großfeuer, bei denen sogar Mannheimer Führungskräfte in der Schwesterstadt zeitweise als Einsatzleiter eingesprungen sind.
Doch so selbstverständlich, wie sie für Feuerwehren ist – so selbstverständlich ist die Zusammenarbeit der Schwesterstädte leider nicht immer.
Die Zeiten, in denen die Oberbürgermeister gemeinsam wandern gegangen sind, liegen 30 Jahre zurück. Zwar hat man – zum Glück – gerade hinbekommen, notwendige Bauarbeiten auf der Konrad-Adenauer-Brücke zu koordinieren. Aber unvergessen sind die endlosen Verhandlungen und das Gezerre, ob und wie oft sowie zu welchen Konditionen Mannheim während der Generalsanierung des Nationaltheaters im Pfalzbau gastieren darf. Dabei gibt es dort gar kein festes Ensemble, nur Gastspiele!
Im Kulturbereich existiert weiter das Kirchturmdenken, die Abgrenzung, ja der Egoismus. Dabei nehmen viele Menschen, nicht nur Touristen, unsere Region als Einheit wahr. So haben Bundesgartenschau-Gäste in Kaiserslautern oder Frankenthal übernachtet – warum auch nicht?
Die Städte der Metropolregion sollten in Zeiten knapper Kassen, gerade im Kulturbereich, sich viel stärker abstimmen und kooperieren statt konkurrieren. Die Feuerwehr macht es vor.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheim und Ludwigshafen sollten besser kooperieren
Die Feuerwehren Mannheim und Ludwigshafen machen es vor. Sie schaffen gemeinsam ein Spezialfahrzeug an, helfen sich gegenseitig. Solche Kooperation böte sich auch anderswo an - etwa in der Kultur, findet Redakteur Peter W. Ragge