Kommentar Mannheim braucht einen Bahn-Tunnel

Nicht nur wegen des Lärms und nicht nur wegen der Anwohner: Mannheim braucht einen Tunnel, in dem die Güterzüge künftig die Stadt durchqueren können, findet Martin Geiger

Veröffentlicht
Kommentar von
Martin Geiger
Lesedauer

Mannheim. Mit das ärgerlichste am erbärmlichen Zustand der Deutschen Bahn ist: Alle wissen inzwischen, wo die Probleme liegen - und dennoch lassen sie sich nicht kurzfristig lösen. Das verdeutlicht eindringlich: Bahn-Infrastruktur wird nicht für Jahre gebaut, sondern für viele Jahrzehnte. Darum ist die Phase jetzt, wo bei zwei zentralen Neubaustrecken im Norden und Süden der Stadt sowie deren Durchquerung nach und nach Entscheidungen fallen, eine sehr wichtige. Nicht nur für die unmittelbaren Anwohner der westlichen und östlichen Riedbahn, die sich berechtigten Sorgen wegen des Lärms von mehreren hundert Güterzügen pro Tag machen. Sondern für alle Mannheimerinnen und Mannheimer.

Schließlich geht es um die Anbindung der Stadt bis ins nächste Jahrhundert hinein. Und die ist nicht nur für den Wirtschaftsstandort ein entscheidender Faktor. Sondern auch für einen weiteren Ausbau des Nahverkehrs, ohne den die notwendige Verkehrswende ein frommer Wunsch bleiben wird. Darum ist es richtig, dass die Stadt fordert, die beiden Neubauvorhaben zusammen zu denken und auf einen Tunnel mit zwei zusätzlichen Gleisen drängt.

Verkehr

Stadt Mannheim geht bei Bahn-Tunnel auf Konfrontationskurs

Veröffentlicht
Von
Martin Geiger
Mehr erfahren

Zwar liegen die konkreten Zahlen der Verkehrsprognose 2040 noch nicht vor. Aber wenn das System 2030 an der Kapazitätsgrenze angelangt ist und immer mehr Personen und Güter per Zug transportiert werden sollen, muss man kein Verkehrsplaner sein, um zu erkennen, dass alles andere außer einem Tunnel eine große Überraschung wäre.

Klar wird das uns Steuerzahler immense Summen kosten. Aber wenn in Stuttgart zig Milliarden in ein unnötiges Projekt gesteckt werden, muss auch das Geld vorhanden sein, um in Mannheim ein notwendiges umzusetzen.

Dass die Verwaltung dabei auf die Variante setzt, die unter dem Stadtgebiet verläuft und theoretisch eine Option für die unterirdische Erweiterung des Hauptbahnhofs bieten kann sowie den Rangierbahnhof anbindet, scheint ebenfalls zukunftsträchtig. Allerdings kollidiert dieser Streckenverlauf - zumindest nach Angaben der Bahn - mit dem Fahrlachtunnel.

Diesen möglichen Konflikt nimmt die Stadt offenbar in Kauf. Zumal sie davon ausgeht, dass es noch eine weitere Option gibt, bei der man anstatt den Fahrlachtunnel den Rangierbahnhof umbaut - was die Bahn ihrerseits wiederum bislang ablehne: Das Pokern geht also munter weiter. Hoffentlich kommen die Karten rechtzeitig auf den Tisch, bevor die Einsätze allen Beteiligten über den Kopf wachsen.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

VG WORT Zählmarke