Meinung Kulturhauptstadt: Heidelberg sollte sich auf den Weg machen

Der Start Heidelbergs aus dem möglichen Weg zu einer Europäischen Kulturhauptstadt war holprig. Doch der Weg ist das Ziel - und es lohnt sich, ihn anzugehen

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Michaela Roßner
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Heidelberg. Hand aufs Herz, was sagen Ihnen die drei Städte Timisoara in Rumänien, Veszprém in Ungarn und Elefsina in Griechenland? Es sind jene drei Städte, die in diesem Jahr zu Europas Kulturhauptstädten ernannt worden sind. Den Ausgewählten fließen mit dem Titel nicht nur reichlich Fördergelder zu, sondern sie haben vor allem die Chance, sich selbst zu entwickeln und der Welt bekannt zu machen.

Das gelingt dem Einen besser, dem Anderen vielleicht nicht ganz so gut. Ohnehin ist der Weg das Ziel: Wenn Kulturentwicklung oberste Priorität bekommt und kreative Ideen gesammelt werden, kann eine Stadtgemeinschaft eigentlich nur gewinnen.

Leuchtendes Beispiel einer wirklich gelungenen Kulturstadt ist Marseille – die einst üble Hafenmetropole ist heute so gefragt von Städtereisenden, dass es schon fast wieder zu viel wird.

Europäische Kulturhauptstadt

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Heidelberg jedenfalls ginge ins Rennen als Stadt von weltweiter Bekanntheit. Braucht eine solche Stadt überhaupt einen derartigen Titel? Auf jeden Fall! Romantik, Wissenschaft und eine lange Stadtgeschichte allein sichern auf Dauer weder touristisches Interesse noch ein lebendiges Miteinander. Eine derartige Bewerbung verlangt zwar Mut, denn sie kann auch zum Misserfolg werden. Es lohnt sich aber ganz sicher, sich auf den Weg zu machen. Der darf ruhig holprig sein. Der „Alleingang“ des Stadtchefs mit der Verpflichtung des früheren Intendanten Spuhler war sicher eine Flucht nach vorne, denn im Heidelberger Gemeinderat werden Ideen auch gerne mal ausführlich zerredet. Jetzt aber sollten die Chancen nach vorn gerückt werden.

2020 dachte Mannheim intensiv über eine Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas nach. Daraus wurde nichts, dafür hat die Quadratestadt gerade ein Sommermärchen mit der Bundesgartenschau geschrieben und ganz nebenbei elegant Konversionsflächen beackert. Trotz anfänglicher Skepsis gegen eine solche Kandidatur, die in einem sehr knappen Bürgerentscheid gipfelte. Heute ist die Mehrheit der Mannheimer dankbar; das Geld war gut angelegt.

1999 war Weimar Kulturhauptstadt. Die Stadt der Klassik, die Stadt von Herder, Goethe, Schiller und Wieland. Als Kulturhauptstadt bekam Weimar Raum und Mittel, experimentell und jung zu sein. Und genau das würde der jüngsten Stadt Deutschlands ebenfalls sehr guttun – trotz aller lebendiger und auch junger Kultur, die glücklicherweise bereits da ist.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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