Neue Technologien werden bei ihrem Marktstart meistens skeptisch begleitet. Wenn sie aber massentauglich werden sollen, braucht es Anreize, um diese Vorbehalte zu überwinden. Häufig greift der Staat dann zu Subventionen, die bei einsetzendem Erfolg schrittweise gekürzt werden. So war das einst bei Photovoltaikanlagen. Auch Elektroautos sollten auf diese Weise auf die Überholspur gelangen.
Weil das trotz Förderprämien von bis zu 9000 Euro bislang nur schleppend gelingt, kommt die Kürzung viel zu früh. Bei den meisten Käufern überwiegt immer noch die Skepsis: Reichweitenangst, die Frage nach der Haltbarkeit der Batteriezellen, lange Lieferzeiten, die grottenschlechte Ladeinfrastruktur - alles Gründe, warum man lieber den bequemeren Weg geht und auf Gewohntes - also Verbrennungsmotoren - zurückgreift.
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Hinzu kommt, dass Elektroautos in der Anschaffung viel teurer sind. Bei VW geht nichts unter 30 000 Euro: für den Kleinstwagen e-up. Der Kleinwagen Opel Corsa-e liegt bei knapp 34 000 Euro. Was bei Verbrennern die Golf-Klasse war, deckt nun der ID.3 ab, der mindestens 44 000 Euro kostet - alle jeweils in der Grundausstattung. Noch Fragen?
Jetzt droht ein weiterer Rückschlag. Zuletzt war es, auf 100 Kilometer gerechnet, immer günstiger, elektrisch zu fahren. Mit den explodierenden Strompreisen verschwindet dieser Vorteil, zumal sich die Benzinpreise auf dem Niveau vor dem Ukrainekrieg eingependelt haben.
In Deutschland steht die Elektromobilität im Moment nur Privilegierten zur Verfügung. Denjenigen, die finanziell gut gestellt sind und in einem Haus mit Carport oder Garage wohnen, was ihnen die Möglichkeit bietet, eine eigene Wallbox zum Laden zu installieren. Wer dagegen nur an öffentlichen Säulen laden kann, kommt sehr schnell an Grenzen.
Der Bund muss noch viel für E-Mobilität tun. Dazu gehört, an einer stärkeren Förderung festzuhalten. Ansonsten - und darauf deutet derzeit vieles hin - wird das Ziel, 15 Millionen E-Autos bis 2030, krachend scheitern.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Kürzung der Förderung von Elektroautos kommt zu früh!
Wenn ein neues Produkt massentauglich werden soll, braucht es Kaufanreize. Das gilt auch für Elektroautos. Deshalb kommt die geplante Kürzung der Förderung zu früh, meint Christian Schall