Verbraucher

E-Autos werden ab 2023 geringer gefördert

Der Staat zieht den Stecker: Ab 2023 wird der Kauf von reinen Stromern weniger gefördert. Verbrennermodelle könnten die Gewinner sein, meint ein prominenter Branchenexperte

Von 
Alexander Jungert
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Der Bestand an reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden in Deutschland hat in den vergangenen Monaten zugenommen. © Julian Stratenschulte/dpa

Berlin/Rhein-Neckar. Die ganz fetten Subventionsjahre für Elektroautos sind vorbei. Bevor es ab 2023 geringere Prämien für reine Stromer und gar nichts mehr für Hybride gibt, hat es aber noch einmal zu einem Milliarden-Rekord gereicht. Folgend die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie hoch sind die staatlichen Kaufprämien bisher und wie werden sie sich ab nächstes Jahr ändern?

Maximal können die Käufer vollelektrischer Autos ab 2023 vom Staat statt 6000 noch 4500 Euro erhalten, wenn ihr Wagen mit bis 40 000 Euro netto in der Verkaufsliste steht. Für teurere Fahrzeuge bis zu einem Netto-Listenpreis von bis zu 65 000 Euro gibt es noch 3000 Euro statt bislang 5000 Euro. Fahrzeuge über dieser Preisgrenze sind nicht förderfähig.

Zum staatlichen Umweltbonus hinzu kommt wie bisher noch ein Herstelleranteil von 50 Prozent, so dass E-Auto-Käufer ab Januar 2023 also im besten Fall einen Zuschuss in Höhe von 6750 Euro erhalten. Übrigens: Vom 1. September 2023 an können nur noch Privatpersonen und gemeinnützige Organisationen die aktuell geltende E-Auto-Prämie beantragen - Unternehmen nicht mehr.

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Wie lange gilt die neue Förderung?

Die ab Januar geplante Förderung gilt nur für 2023, anschließend wird die Förderhöhe weiter reduziert. „Ab 2024 gibt es dann einen einheitlichen Förderbetrag von nur noch 3000 Euro“, sagt Henning Busse von der Zeitschrift „Auto, Motor und Sport“. Gefördert würden dann auch nur noch neue E-Autos mit einem Nettolistenpreis bis 45 000 Euro. Teurere Fahrzeuge gehen leer aus.

Wo wird die Förderung beantragt und macht das der Händler für mich?

Zuständig ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Antragsteller ist immer die Person, auf die das Fahrzeug zugelassen ist. Autohäuser bereiten die Papiere oft unterschriftsreif vor.

Wie lange muss das Auto zugelassen sein, damit die Förderung nicht verfällt?

Nur wer sein E-Auto mindestens zwölf Monate hält, hat Anspruch auf die volle Förderung. Vorher waren es sechs. Wer einen Stromer least, muss den Wagen mindestens 23 Monate fahren, damit der Förderbetrag voll gewährt wird. Bei einer kürzeren Leasingdauer wird der Bonus halbiert: Bei Leasingverträgen bis 23 Monaten gibt es noch 3000 Euro vom Staat. Wer weniger als zwölf Monate least, geht leer aus.

Wie viel Geld hat der Staat bisher investiert?

Der deutsche Staat hat im laufenden Jahr so viel Geld zur Förderung elektromobiler Autos ausgegeben wie nie zuvor. Nach vorläufigen Zahlen flossen 2022 rund 3,2 Milliarden Euro an die Käufer von rund 640 000 Fahrzeugen, wie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle berichtet (siehe Grafik). Damit wurden die 3,1 Milliarden Euro mit 625 260 geförderten Fahrzeugen aus dem bisherigen Rekordjahr 2021 noch einmal übertroffen.

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Welche Modelle sind in den Zahlen enthalten?

Sowohl reine Batteriefahrzeuge als auch Brennstoffzellenautos und sogenannte Plug-In-Hybride, die neben einem Elektro-Motor auch noch einen Verbrenner nutzen. Für diese Gattung gibt es im kommenden Jahr keine staatliche Förderung mehr, und auch für die Batterie- und Brennstoffzellen-Autos sinken die Förderprämien. Das hat in den vergangenen Wochen noch zu einem Run auf die Zulassungsstellen geführt, denn allein der Zulassungstermin ist entscheidend für die Höhe der Förderung.

Warum wird die Förderung denn gekürzt?

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat zuletzt gesagt, der Bund müsse mit dem öffentlichen Geld sehr solide umgehen. „Angesichts der Milliardengewinne der Automobilkonzerne ist eine solche Subventionierung auch nicht mehr erforderlich. Hier setze ich darauf, dass über den Markt Impulse kommen, Elektrofahrzeuge günstiger zu machen über den Wettbewerb.“

Wie viel Geld steckt im Fördertopf?

Die Fördermittel sind endlich. Für das Jahr 2022 sind fünf Milliarden Euro im Fördertopf gewesen. Für 2023 gibt es nur noch 2,1 Milliarden, für 2024 mit 1,3 Milliarden Euro noch weniger.

Welche Reaktionen auf die Pläne gibt es?

Zusammen mit den hohen Strompreisen könnte die geringere Förderung zu einem deutlichen Zulassungsrückgang führen, erwartet Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Auch das Kraftfahrzeuggewerbe Baden-Württemberg rechnet damit, dass der Elektroautomarkt an Dynamik verliert und künftig wieder mehr Verbrennerfahrzeuge gekauft werden. (mit dpa)

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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