Kommentar Klassische Musik boomt - wie auch die Staatsphilharmonie zeigt

Aller Unkenrufe der Vergangenheit zum Trotz müssen wir heute feststellen: Der klassischen Livemusikszene geht es gut, ja: Sie wächst, wie etwa die  gestiegenen Abos der Staatsphilharmonie aufzeigen

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Stefan M. Dettlinger
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Ludwigshafen. Nein, dies ist kein Scherz: Die klassische Livemusik boomt. Sie boomt aller Unkenrufe der vergangenen Jahrzehnte zum Trotz, in denen immer wieder über Silberseen (graue Schöpfe im Auditorium) und eine sterbende Spezies namens Klassik-liebhaber berichtet wurde. Eigentlich waren Bach, Mozart und Beethoven längst lebendig begraben.

Doch wie lebendig sie und ihre weltweiten Artgenossen sind, ist überall zu spüren. Im Konzertsaal. Auf Festivals. An der Dichte entsprechender Ereignisse. Allein in Mannheims Rosengarten überleben heute insgesamt fünf Konzertreihen - die des Nationaltheaterorchesters, des Orchesters des SWR, der Deutschen Staatsphilharmonie, der Pro-Arte-Reihe und der jungen Mannheimer Philharmoniker. Hinzu kommen hin und wieder unorganisierte Gastspiele, Konzerte der Musikhochschule und vieles, vieles, vieles mehr.

Zu verdanken ist das auch kreativen Köpfen wie Thorsten Schmidt vom Heidelberger Frühling. Oder eben Beat Fehlmann, dem Intendanten der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Unermüdlich arbeitet auch er mit seinem Team daran, auf Menschen zuzugehen, ihnen den Genuss dieser so kostbaren Kunst zugänglich, schmackhaft und erschwinglich zu machen - mit Mut, mit Idealismus und der Gewissheit, dass Kunst und Musik die Menschen zu besseren Wesen machen, dass sie sie sensibler, emphatischer, stabiler und also auch kritik-, diskurs- und demokratiefähiger machen.

Dass, wer so denkt, auch stolze Programme präsentieren kann, die gewissermaßen die Vielfalt der existierenden Lebenswelten beinhalten - es versteht sich von selbst. Daher denkt jemand wie Fehlmann auch von Jung bis Alt, von Deutsch bis Nicht-Deutsch, was nicht zuletzt das bei der Staatsphilharmonie gegründete interkulturelle Ensemble Colourage unterstreicht, das dem klassisch-westlichen Instrumentarium noch klassisch-östliches hinzufügt und nach einem künstlerischen Amalgam sucht.

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Um 85 Prozent ist der Stamm der Abonnenten von Fehlmanns Staatsphilharmonie in den vergangenen fünf Jahren gewachsen. Von Fritjof von Gagern vom Mannheimer Nationaltheaterorchester hört man ebenfalls gute Zahlen. Es gibt also keinerlei Grund zur Sorge um die klassische Musik. Ein Schweizer drückt das so aus: „Wir sind schon nicht ganz unstolz“, sagt Beat Fehlmann auf seine charmante Sprechweise. Fast denkt man, es sei ihm ein bisschen peinlich, dass es so gut läuft unter seiner Ägide. Doch genau das macht den Mann so sympathisch.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.