"Kinderärzte warnen vor Medikamentenmangel“ - „Aus Protest gegen Sparpläne bleiben in Berlin Kinderarztpraxen geschlossen“ - „Mit Bürokratie überlastet“: Schlagzeilen wie diese gab es in den zurückliegenden Monaten reichlich. Dass Pädiater jenseits der Gesundheitspolitik Alarm schlagen, kommt hingegen selten vor. Gleichwohl hat sich die Mannheimer Fachgruppe entschlossen, das Gespräch mit unserer Redaktion zu suchen und ein Problem auszuleuchten, dessen Auswirkungen sie beobachtet. Es sind fehlende Kita-Plätze, die umtreiben.
Dass dieser Mangel Lebensplanungen umzuwerfen vermag, weil nach einer Babypause der Wiedereinstieg in den Beruf blockiert wird, wissen Kinderärzte wie Kinderärztinnen nur zu gut von den Eltern. Aber das ist nur ein Aspekt. Schließlich bedeutet eine Kita mehr als ein Betreuungsangebot, das die Jobzeiten von Eltern oder Alleinerziehenden abdeckt. Sie steht für einen sozialen Lernort, an dem Mädchen und Buben jenseits eines behüteten, manchmal auch chaotischen Familienalltags im wahrsten Sinne des Wortes spielend erste Erfahrungen in einer Gemeinschaft machen und dabei auch andere kennenlernen.
Kindergarten - was für ein wunderbarer Begriff, der in vielen Sprachen Wurzeln geschlagen hat! Diese Metapher kreierte „Erfinder“ Friedrich Fröbel nicht von ungefähr. Denn Kinder sollten einen Freiraum zum Wachsen und Erblühen erhalten, dabei gehegt und gepflegt werden. Eben wie Blumen im Garten. Natürlich hat sich seit dem Reformer in 180 Jahren so einiges getan. Aber das Fröbel’sche Konzept vom „Geerdet-Werden“ und gleichwohl Emporstreben besticht bis heute - auch weil es einer früh prägenden Entwicklungsphase gerecht wird.
Dass trotz des Rechtsanspruches Kita-Plätze fehlen, ist vor allem politisches Versagen. Schließlich signalisieren Geburtenraten den Bedarf im Voraus. Aber es fehlt nicht nur an Räumlichkeiten. Auch an Fachpersonal. Und da muss sich jeder und jede fragen, ob dem Erzieherberuf genügend Wertschätzung entgegen gebracht wird. Dass sich fast ausschließlich Frauen für solch eine Ausbildung entscheiden, ist ein Indiz für wenige attraktive Verdienstmöglichkeiten.
Dabei wäre für viele Sprösslinge, insbesondere vaterlos aufwachsende, ein positives männliches Vorbild superwichtig. Es ist also nicht damit getan, Kindergärten baulich anzulegen, sondern das Berufsfeld zu „düngen“ und zu beackern.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Kinder brauchen die Kita als Lernort
Es fehlt an Räumlichkeiten und an Fachpersonal: Waltraud Kirsch-Mayer wirft der Politik Versagen bei der Schaffung von Kita-Plätzen vor.