Kommentar Kettemann ist das Gesicht des Niedergangs der Rhein-Neckar Löwen

Die Trennung von Geschäftsführerin Jennifer Kettemann ist eine Befreiung für die Rhein-Neckar Löwen, kommentiert Marc Stevermüer

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Marc Stevermüer
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Es hat gedauert. Sogar viel zu lange. Doch nach all den Krisen-Jahren haben die Rhein-Neckar Löwen endlich Konsequenzen gezogen. Geschäftsführerin Jennifer Kettemann muss den Club verlassen. Besser spät als nie, ist man geneigt zu sagen.

Gewiss: Die 42-Jährige brachte den Verein in den Bereichen Social Media und Digitalisierung voran. Doch das Kerngeschäft eines Handball-Erstligisten ist der Sport. Und was das angeht, ist die Liste ihrer Fehler lang. Was sie zum Gesicht des Niedergangs macht.

Kettemann ist nicht allein Schuld am Absturz der Löwen

Allerdings wäre es unfair, Kettemann allein für den Absturz verantwortlich zu machen. Es war von Beginn an falsch, diese Position mit ihr zu besetzen. Der Aufsichtsrat machte es trotzdem und schaute danach nicht nur viel zu lange zu, sondern weg. Dabei waren die Missstände offensichtlich. Sie ließen sich in der Tabelle ablesen. Zudem wurden Hinweise aus den eigenen Reihen auf Fehlentwicklungen nicht ernst genommen. Sondern abgetan. Kritik in jeglicher Form war schlichtweg unerwünscht.

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Die Folgen dieser fatalen Fehleinschätzung zeigen sich jetzt: Der Verein ist in der Bundesliga-Bedeutungslosigkeit verschwunden. Und es könnte noch schlimmer kommen: Die Löwen wurden mittlerweile von etlichen Clubs abgehängt. Möglicherweise kommen die Mannheimer nie mehr dorthin, wo sie einmal waren: an die Spitze.

Zur Erinnerung: Kettemann übernahm den Job 2016 als Nachfolger vom jetzigen Aufsichtsratschef Lars Lamadé, der den Posten interimsweise nach dem überraschenden Weggang von Thorsten Storm zum THW Kiel ausgeübt hatte. Damals gehörten die Löwen zur internationalen Spitze. Was allen voran an Storm lag, der in Zusammenarbeit mit Ex-Trainer Gudmundur Gudmundsson ein Topteam zusammengestellt hatte, das von Trainer Nikolaj Jacobsen ab 2014 weiterentwickelt wurde. Der Lohn dieser Arbeit folgte mit den Meisterschaften 2016 und 2017 sowie dem Pokalsieg 2018. Diese Erfolge hatten allerdings nichts mit Kettemann zu tun. Die Mannschaft stand ja schon.

Kettemanns Abschied ist eine Befreiung für den Verein

Als es aber darum ging, das Team weiterzuentwickeln, begannen die Fehler. Einer davon war, Oliver Roggisch zum Sportchef zu machen – was ebenfalls mit dem Aufsichtsrat nach Hause geht. Diese Entscheidung wurde zwar vor einiger Zeit korrigiert. Unter dem Strich steht aber: Bei den Löwen geht es seit Kettemanns Amtsantritt trotz des überraschenden Pokalsiegs 2023 konsequent bergab. Die vergangene Runde schlossen die Mannheimer mit dem schlechtesten Ergebnis seit dem Aufstieg 2005 ab.

Die Managerin betonte in der Vergangenheit zwar mehrfach, nicht für den Sport verantwortlich zu sein und delegierte diesen Bereich an die jeweiligen Trainer. Als Geschäftsführerin trägt sie allerdings immer eine Gesamtverantwortung. Da hilft es auch nichts, stets zu wiederholen, für die Finanzen zuständig sein. Zumal es auch in diesem Bereich zuletzt Unregelmäßigkeiten gab.

Keine Frage: Kettemanns Abschied ist eine Befreiung für den ganzen Verein. Und mehr denn je werden die Löwen nun auf den künftigen Sportchef Uwe Gensheimer zugeschnitten sein. Er ist das Gesicht des Clubs und weltweit anerkannt. Mit ihm ist wirklich ein glaubwürdiger Neustart möglich.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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