Kommentar Im Nahost-Konflikt wird der Ton auch in Mannheim rauer

Bis auf eine gestohlene Israel-Fahne ist das Aufeinandertreffen pro-palästinensischer und pro-israelischer Demonstrationen in Mannheim glimpflich verlaufen. Davon darf sich niemand täuschen lassen, so Sebastian Koch

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Sebastian Koch
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Die gute Nachricht zuerst: Bis auf eine gestohlene Israel-Fahne ist das Aufeinandertreffen pro-palästinensischer und pro-israelischer Demonstrationen am Samstag in Mannheim weitgehend glimpflich verlaufen.

Davon täuschen lassen aber darf sich niemand. Die Minuten, in denen beide Gruppen nur wenige Meter und viele Polizisten voneinander getrennt haben, waren nichts für schwache Nerven. Dass viele Ordner des pro-palästinensischen Aufzugs sichtbar versucht haben, eigene Demonstranten von der kleinen israelischen Gruppe fernzuhalten, ist zwar positiv und muss erwähnt werden. Zur ganzen Wahrheit gehört aber eben auch, dass sie damit viel zu tun hatten. Auch verbale Aggressionen waren in diesen Minuten in der ganz großen Mehrzahl vor allem aus dem palästinensischen Zug heraus zu hören. Dass allein das Zeigen von Israel-Fahnen viele derart provoziert, dass sie bereit sind, Grenzen zu überschreiten, muss aufhorchen lassen. Eine wirklich friedliche Demonstration ist das nicht mehr.

Man möchte nicht daran denken, was passiert wäre, wenn mehr als nur einzelne versucht hätten, die Polizeikette zu überwinden. Genau daran aber muss man denken, weil die Folgen für Teilnehmer der Israel-Kundgebung kaum absehbar sind.

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Je länger der Krieg anhält, desto rauer wird auch in Mannheim der Ton - online und auf der Straße. Dass pro-palästinensische Demonstranten regelmäßig an das Leid in Gaza erinnern, ist ihr gutes und nachvollziehbares Recht. Dass pro-israelische Gruppen ankündigen, den einseitigen israel-feindlichen Parolen künftig auf der Straße mehr entgegensetzen zu wollen, ist ihr ebenso gutes Recht und nachvollziehbar.

Politik, Sicherheitskräfte und Versammlungsbehörde werden deshalb immer mehr gefordert, das vielzitierte friedliche Zusammenleben in der weltoffenen Stadt zu schützen. Eine Mammutaufgabe. Irgendwann werden sie wieder vor der schwierigen Frage stehen, ob das Recht sich zu versammeln oder die öffentliche Sicherheit schwerer wiegen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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