Kommentar Holz - zu schade zum Verfeuern

In der aktuellen Energiekrise setzen immer mehr Menschen auf Kaminöfen. Doch auch die sind problematisch - für Wälder, Klima und Luftqualität, kommentiert Madeleine Bierlein

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Madeleine Bierlein
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Mannheim. Es gibt wohl kaum etwas Gemütlicheres, als an einem kalten, grauen Herbstabend vor einem Kaminofen zu sitzen. Doch was der Mensch schon seit vielen Generationen macht, droht in der aktuellen Energiekrise zu einem Umweltproblem zu werden.

Eigentlich ist Brennholz nachhaltig – im Gegensatz zu Erdgas, Erdöl oder Kohle. Zwar wird auch beim Verbrennen von Holz CO2 freigesetzt, aber nur so viel, wie der Baum in seinem Leben gespeichert hat. Stammt das Holz aus einem nachhaltig bewirtschafteten Wald, halten sich die Einspeicherung von Treibhausgasen und ihr Ausstoß beim Verbrennen die Waage.

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Problematisch wird das Verbrennen von Holz dadurch, dass inzwischen so viele darauf zurückgreifen. Rund elf Millionen Einzelraumfeuerstätten gibt es in Deutschland und diese dürften angesichts der hohen Energiepreise derzeit deutlich häufiger laufen als früher. Dazu kommen mehr als eine Million Haushalte, die primär mit Holz, Pellets oder Hackschnitzeln heizen. In der Energiekrise hat sich die Situation nun weiter zugespitzt. Holz ist quasi ausverkauft, der Rohstoff kommt mittlerweile auch aus Osteuropa zu uns, wo deswegen ganze Wälder vernichtet werden. Auch hierzulande ist die Situation problematisch. Unsere Wälder können die Entnahme solch großer Mengen Holz nicht kompensieren, ohne Schaden zu nehmen, wie auch das Aktionsbündnis Waldwende Mannheim kritisiert.

Dazu kommt die Schadstoffbelastung. Holz setzt bei der Verbrennung sehr viele gesundheitsschädliche Stoffe frei. Inzwischen liegen die Messwerte in vielen Wohngebieten höher als an stark befahrenen Straßen. In sozialen Netzwerken kursiert der Hashtag #holzofengate.

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Was also tun? Zum einen sollten Ofenbesitzer und -besitzerinnen unbedingt darauf achten, Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern zu kaufen. Um Gesundheit und Natur zu schützen, muss aber langfristig das Verbrennen von Holz wieder auf verträgliche Mengen reduziert werden. Möglich wird dies nur sein, wenn die Energiewende endlich Fahrt aufnimmt und sich Häuser und Wohnungen der Klimaneutralität nähern.

Holz in großen Mengen zu verfeuern ist auch aus Klimaschutzgründen problematisch: Schließlich eignet es sich perfekt, um CO2 langfristig zu speichern – etwa in Möbeln oder im Hausbau. Ein Kubikmeter Holz entspricht ungefähr dem Äquivalent einer Tonne CO2. Zum Vergleich: Der deutsche Ausstoß liegt pro Person und Jahr derzeit bei rund 11,2 Tonnen. Es wäre schade, dieses Potenzial nicht zu nutzen.

Redaktion Nachrichtenchefin mit Schwerpunkt Wissenschaftsjournalismus