Kommentar Hilfe für Prostituierte: Mannheimer Amalie-Beratung ist Vorbild

Christine Maisch-Bischof lobt das Engagement der Mannheimer Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution. "Amalie" ist für die betroffenen Frauen ein Segen. Und inzwischen Vorbild für andere Städte

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Christine Maisch-Bischof
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Prostitution ist auch heute noch in weiten Teilen der Gesellschaft ein Tabuthema. Dass sich hinter seiner Fassade Menschen befinden, die häufig Gewalt, Armut und Ausgrenzung erfahren müssen, wird gerne ausgeblendet.

Und so waren die Widerstände zunächst enorm, als eine Studentin der Sozialen Arbeit vor zehn Jahren nach Verbündeten suchte. Schließlich wollte sie das Wagnis eingehen, in Mannheim eine Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution aufzubauen.

Außer ihrem Hochschulprofessor Martin Albert war es vor allem der damalige und leider inzwischen verstorbene Diakonie-Direktor Peter Hübinger, der Julia Wege auf ihrem steinigen Weg unterstützte. Als Sozialarbeiter hatte er ein tiefes Verständnis für die Notlage von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen.

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Inzwischen kann sich das Projekt der mutigen Gründungsmütter- und väter etlicher Alleinstellungsmerkmale rühmen. Bemerkenswert ist beispielsweise seine Finanzierung. Neben Fördermitteln von Land und Stadt stützt sie sich vor allem auf Spenden. Was eine enorme Leistung ist, denn schließlich bewegt sich die Gesamtsumme inzwischen im siebenstelligen Bereich.

Und Amalie hat längst eine Vorreiterfunktion für andere Beratungsstellen. Ob in Ludwigshafen, Heidelberg, Ravensburg, Düsseldorf, Friedrichshafen oder Bremerhaven: Der Rat des Fachteams ist überall gefragt.

Ein berechtigter Wunsch

Immer stärker wird in Expertenkreisen der Ruf nach einer gesetzlichen Regelung wie dem sogenannten nordischen Modell laut. Das heißt, dass Prostitution in Deutschland dann eines Tages legal nicht mehr möglich wäre. Angesichts der psychischen und physischen Gewalt, die viele Menschen ertragen müssen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten, ein durchaus berechtigter Wunsch und notwendiger Schritt. Doch bis dahin werden Hilfesuchende weiterhin auf die Angebote von Beratungsstellen wie Amalie angewiesen sein.

Und auf die Empathie und Fachkompetenz der Menschen, die dort arbeiten. Deren Job wird genauso wie das Leid der Betroffenen in Mannheim längst gewürdigt. Dafür sprechen allein die immense Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, die zahlreichen Ehrenamtlichen, die sich in der Beratungsstelle engagieren. Ohne deren Hilfe das Projekt gar nicht zu stemmen wäre.

Keine Frage: Amalie ist nicht nur in der Gesellschaft, sie ist vor allem auch in Mannheim angekommen.